Freitag, 11. August 2006

Wo bin ich?

Neukölln ist der größte Stadtteil Berlins, an Einwohnern gemessen: 300.000 Menschen aus über 160 Ländern leben hier. Und so ist es auch logisch, dass der Bezirk fast täglich Schlagzeilen macht. Die Neuköllner haben jedoch die Themen dieser Nachrichten gründlich satt: "Das größte Sozialamt Europas" - steht natürlich in Neukölln. Hier soll demnächst eine große Moschee samt Schulungzsentrum entstehen - die Regierenden haben erst einmal Veto eingelegt. Noch geöffnet hat (außer in den Ferien) die Rütli-Schule, in der deutsche Schüler eine Minderheit darstellen. Deren Rektor hatte im Frühjahr die Waffen gestreckt vor der Gewalt in den Klassenzimmern und offiziel um die Schließung der Schule nachgesucht. Detlev Bucks letzter Film, der zeitgleich zu diesen Schlagzeilen ins Kino kam, fand dafür eindrucksvolle Bilder.

Und sonst? Über 20 % der 4493 Hektar Neukölln sind Grünfläche. Und wie das Unkraut aus dem Boden schießt (laut Stadtbauaumt verfügt man hier leider nur über 10 % des Geldes, das für eine ordentliche Pflege nötig wäre), und wie das Unkraut also aus dem Boden schießt, so schießen auch die neuen Projekte aus Neuköllner Erde. In NN (sprich "Nord-Neukölln") oder noch genauer: im Reuterkiez hat man sich jetzt eines Problems von zwei Seiten her angenommen: dem Leerstand von Gewerberaum. Zu dem passt nämlich die begrenzte Anzahl von Ateliers und Werkstätten für Bildende Künstler, Designer, Filmschaffende. Ein sehr lebendiges Quartiersmanagement moderiert seit einem Jahr beide Seiten aufeinander zu mit dem Ergebnis, dass die Straßen jünger werden, viele Läden wieder belegt sind und die Vermieter wenigstens ihre Grundkosten reinbekommen.

So wirkt Neukölln diesen Sommer eher friedlich, ein wenig verwachsen und auf jeden Fall eins: verdammt kreativ.

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