Am Ufer, in der Nachbarschaft. Die Dame trägt dreierlei Blumenstoff. Sie steht auf der Straße vor dem geöffneten Fenster und brüllt hinein. Die dreifach Gemusterte - Kopftuch, Bluse und Rock - hält sich dabei an einem Rollstuhl fest, in dem sie sonst in der Gegend von ihren Kindern und Enkeln spazierengeschoben wird. Auf der anderen Seite des Fensters sitzt ein in die Jahre gekommener deutscher Schmerbauch in Sportshorts auf dem Sofa und tut so, als sei er schwerhörig. Sie lässt mit rauher Stimme eine Schimpftirade äußerst korrekt ausgesprochener politisch äußerst unkorrekter Schimpfwörter los. Die Worte können zum Teil ihre Herkunft aus dem süd- bzw. südosteuropäischen Raum nicht verbergen ("Hurensohn"). Zwischendurch schnappt sie nach Luft. "Isch Anzeige machen." Der erste grammatikalisch falsche Satz.
Später erzählt sie mir, als ich die Eingangstür zum Treppenhaus aufschließe, der Nachbar des Hauses links von uns habe die Jugendlichen dazu ermutigt, im gartenähnlich angelegten Hof des Hauses rechts von uns ballzuspielen. "Aba is Privatgaten, is für kleine Kinda, nicht für große. Is Privatgaten. Isch Polizei rufen. Und der hat misch angemacht. Der denkt wohl, der kann Angst machen, nur weil isch Kopftuch trage. Schelappschwanz! Spießer!"
Sonntag, 6. August 2006
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