Heute auf den Tag genau sind es noch vier Monate bis Heiligabend. Nicht, dass ich noch an den Weihnachtsmann glauben würde, und Kirche, naja. Aber ich mag Kerzenschein, Nadelduft und die Menschen um mich rum. Und ich bin für gut inszenierten Kitsch empfänglich.
Ich lebe in einem multikulturellen Bezirk. Und heute auf den Tag genau sind es noch vier Monate bis Weihnachten. Zwei plus zwei Monate.
Auf der Sonnenallee bei einer türkischen Variante von McBillig gibt's paketweise echte gelbe Weihnachtskerzen. Im August. Zugegeben, der Himmel hängt auf Halbmast, es riecht fast schon nach Herbst, alle sprechen davon. War ja auch zu nett von uns, dass wir uns die Capricen vom Aprilwetter und die Regenmenge vom Juli für den August aufgespart und den Hochsommer wegen der WM vorverlegt haben, oder? Wir sind halt gute Freunde. Ich schweife ab.
Noch einspluseinspluseinspluseins Monate bis "Gschenklefeschd" (nach den Türken sind hier die Schwaben die zweitgrößte ethnische Minderheit).
Und hier liegen sieben Päckchen echter Wachskerzen zum Spottpreis von jeweils 49 Cent. Die kann ich nicht liegenlassen. Ich schau nach links, ich schau nach rechts, keiner sieht hin. Okay, hier ist echt sparen angesagt, und ab geht's zur Kasse.
Wenig später. Ein Spiegel mit schönem Holzrahmen lockt mich ins Innere eines Trödelladens. Auch hier: Kleingewerbe fest in türkischer Hand. Beim Hinausgehen wäre ich fast über sie gestolpert: Weihnachtbaumfüße! Noch einer plus drei Monate ... Woher wissen die eigentlich, dass beim letzten Versuch, den großen Stamm in den kleinen Ständer zu bugsieren am Alditchibolidlfuß aus Plastik eine Strebe rausgebrochen ist, so dass die Statik immerwährend und auf ewig gefährdet ist. Und das bei echten Wachskerzen, nee, das passt nicht. Der Fuß hier, Modell Plattfuß nach versehentlichem Abwurf, ist noch richtig schön solide und gusseisern. "Der 'Christbaumständer' kostet einen Euro!" sagt der Verkäufer belehrend. Also los: Ein Blick nach links, einer nach rechts.
Sind ja nur noch vier Monate. Ach, wie schön ist es doch, in einem multikulturellen Bezirk zu leben.
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1 Kommentar:
Hallo, süßes Anekdötchen aus dem Alltag, in dem man zu jeder Zeit nicht nur die Früchte aus "Hong Kong", sondern auch den Christlichen Tannenbaumfuß bei unseren arabischen Nachbarn kaufen kann: das ist doch ein wunderbare Anerkennung der verschiedenen Kulturen für ihre Riten. Ich kann mir vorstellen, dass Du schmunzeln mußtest, das wäre mir nicht anders gegangen. Schade, das sind auch immer so die wunderbaren Momente, ausgerechnet dann jemanden zu treffen, mit dem man in einem reinen Arbeitsverhältnis steht, man sich nett grüßt mit seinem Christbaumfuß unterm Arm an einem Tage im August und der sich dann danach so seine Gedanken über Dich macht ... echt schön! Bis bald, Madgar
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