Mittwoch, 11. Mai 2016

Die Firma mit dem Victory-V

Heute folgt eine Ärgernummer aus dem digitalen Zeitalter. Hier, was bislang geschah. Ich werde ergänzen.

Erster Akt.
Not amused ... Ein Telekommunikationsunternehmen mit dem V wie dem Victory-Zeichen im Namen bucht selbständig 19,99 Euro von meinem Konto ab. Ich suche unter dem Firmennamen mit der Summe und stoße auf "Vodafone SuperFlat Allnet Spezial / Allnet-Flat für mtl. 19,99 Euro!"

Mit einem der Mobiltelefone bin ich in der Tat V-Kundin, aber mit ei­nem Prepaid-Handy.

Ich gehe auf die Seite der Firma. Dort stehen Sätze wie: Bitte geben Sie Ihre Kundennummer an, wenn Sie mit uns kommunizieren wollen. Ich suche weiter unter den FAQs. Unrechtmäßige Abbuchung ist von den FAQs nicht vorgesehen.
  
Ich suche derzeit DRINGEND nach einer Mailadresse von Vodafone fürs Reklamieren, den genannten Betrag plus die Zusatzkosten, die mir daraus entstehen. 

Mit vorzüglicher Hochachtung!
C. Elias

P.S.: Das Einschalten eines Rechtsanwalts behalte ich mir aus­drück­lich vor.

Zweiter Akt.
Diesen Text hier verlinke ich via Twitter, stelle meine Frage, und ich versuche auch, die Herrschaften per Facebook zu kommentieren. Die Firma schreibt auf Facebook: Hallo Caroline, unser Kontakformular findest Du hier: www.v..../kontakt.html - Eine Mailadresse gibt es leider nicht, sorry. Viele Grüße, Sebastian *sta

Ich folge dem Link. Dort möchte man mehr von mir wissen. Da ich keine Vertragskundin bin, habe ich auch keine Kundennummer oder Passwort, die ich aber brauche, um überhaupt eine Mail absenden zu dürfen. Meine Güte, ist das kompliziert. Hab fast Lust, hier noch meinen Stundenlohn draufzuschlagen. Wie kommen Sie an meine Kontodaten?

Dritter Akt, Tag zwei.
Die Firma hat via Facebook geantwortet und um einen Screenshot der Abbuchungsdetails gebeten. Außerdem wollten sie meine Telefonnummer erfahren. Ich habe einige Infos auf dem Screenshot geschwärzt und die Telefonnummer steht ja überall im Netz, die also auch geschickt. Einen halben Tag später erreicht mich folgende Nachricht:
Hallo Caroline, ein Kollege wird Dich dazu in den nächsten Tagen einmal anrufen. Alternativ kannst Du natürlich auch immer direkt jemanden an der BlaBla-Hotline sprechen, wenn Du die XXX wählst. Liebe Grüße, Joachim *jta
Darauf ich: 
Sekunde ... in den nächsten Tagen? Nein, heute, gleich, jetzt! Was ist da los? Wann ist das Geld wieder auf dem Konto? Wie kommt diese Firma zu meinen Kontodaten? Was ist mit den entstehenden Kosten? Und seid wann duzen wir uns? 
Vierter Akt.
"Victory"-Phone schreibt mir:
Hallo Caroline, bitte entschuldigen Sie, wenn ich Sie geduzt habe. Das ist hier auf Facebook so üblich, aber sehr gern Sieze ich Sie auch. Wenn Sie die Ser­vice­num­mer XXX wählen, dann haben Sie sofort einen Kol­le­gen am Telefon, der sich auch sofort um Ihr Anliegen kümmert. Liebe Grüße, Joachim *jta
Darauf ich: 
Ja, ich weiß, dass es so üblich ist. Aber ich brauche das SIE zur Distanzierung. Ich finde, dass Sie den Vorgang zu sehr auf die leichte Schulter nehmen. Fühle mich in meiner Furcht wegen gestohlener Daten alles andere als respektiert.
Ich rufe also die obenstehende Nummer an. Sage: "Ich habe ein Problem. 1. Haben Sie von mir Geld für einen Vertrag abgebucht, den es nicht gibt. 2. Wüsste ich gerne, wie Sie an meine Kon­to­ver­bin­dun­gen kommen. 3. Wann bekomme ich mein Geld wieder? 4. Entstehen mir aus Ihrer Abbuchung jetzt Kosten, die ich Ihnen in Rechnung stellen werde. 5. Werde ich Ihnen mindestens eine Stunde Arbeitszeit dafür in Rechnung stellen, dass Sie mich vom Arbeiten abhalten. Und jetzt sind Sie dran!"

Der Mann am anderen Ende der Leitung fragt mich nach meiner Handynummer. Ich sage, dass die Prepaid-Karte damit nichts zu tun hat. Er will sie trotzdem wissen. Dann sagt er: "Sie haben ein Gut­ha­ben von neun Euro." Ich darauf: "Das weiß ich. Das stand gar nicht zu Debatte." Und ich wiederhole langsamer, was ich schon mal gesagt habe. Der Callcentermensch: "Ich versuche, Ihr Problem zu be­grei­fen!" Ich darauf: "Wo sitzen Sie? Indien? Pakistan?" Er (nach einer Pause): "Indien." Ich verabschiede mich höflich mit den Worten: "Mein Problem scheint ihre Sprachkompetenzen zu überschreiten!"

Das ist arrogant, ja, ich weiß das, und ich stehe dazu. Mit einer keinen Deutschlektion wäre die Sache nicht behoben. Aber auch damit nicht, dass ich hier noch mehr Zeit verliere.

Mit dem anstehenden fünften Akt müsste das Drama eigentlich in­ner­halb der 24-Stunden-Phase zuende sein. Ob die Firma das schafft? Ob ich am Ende doch noch ihren Namen nennen muss? Anwalt ein­schal­ten? Verbraucherschutz informieren?

... dieser Akt lässt wegen der Pfingstferien auf sich warten. Die Firma schrieb mir immerhin zurück, dass ich vor Jahr und Tag mit Ihnen we­gen eines Vertrages im Gespräch war. Die Angelegenheit sollte aber nicht online, sondern im gelben Briefpostmodus abgewickelt werden, was mir in der Notsituation, ein heftiger, mehrtägiger Kon­gress im di­gi­ta­len Nirwana und Er­kran­kung einer Kol­le­gin, die Bu­chung der Ein­sät­ze für die Fol­­ge­­wo­­chen lief also über mich, nicht passend war, weshalb ich die Chose umgehend gekündigt hatte. Fortsetzung folgt.