Freitag, 27. Februar 2009

Garantiertes Geschäft in der globalisierten Krise

Wie die Presseagentur dpa heute berichtet, erwägt der Billigflieger Ryanair eine Toilettengebühr an Bord ihrer Maschinen zu kassieren. Gegenüber der BBC verteidigte Ryanair-Chef Michael O'Leary das Vorhaben, das nur dazu diene, die Flugtickets billig zu halten. Gedacht sei an ein Pfund - offenbar ganz gleich, ob kleines oder großes Geschäft.

Non olet.

Dazu fällt mir 'ne Karikatur ein: Die Klofrau sitzt beim Billig-Airliner vor dem Cockpit mit der Legende:

"Globalisierung für alle: Karriere mit garantiertem Aufstieg, flexible Einsatzorte."

Liebe Karikaturisten, zeichnet das doch bitte mal (dürft mich gern als Ideenlieferantin erwähnen).

11.3.2009: Das Wunder geschieht, die Karikatur kommt per Mail. Urheber: Florian von Ploetz, privat auch ein Neuköllner. Merci beaucoup ! Schön, Dich/Sie kennenzulernen!

La mondialisation pour tous : Carrière professionnelle avec avancement garanti, lieux d'intervention alternants.

(Zum Vergrößern auf das Bild klicken / cliquez sur l'image pour agrandir )

Dienstag, 17. Februar 2009

Etliche Zentimeter

Sonntag, 1. Februar 2009

Hochwohlgeboren

Ein Neukölln-Brunch unter Freunden führt uns zum Thema der sozialen Schichten. Neukölln steht ja nicht gerade im Ruf, ein besseres Viertel zu sein, und so erwarten wir als Eva, eine Freundin, die als Lehrerin im Kiez arbeitet, zu erzählen anfängt, eher die üblichen Stories. Doch weit gefehlt. Der Norden Neuköllns wird für französischsprachige Menschen immer attraktiver - deutsch-französische Schulen, wie es sie sonst nur im Westen des Westens oder im französischen Sektor hoch im Norden Berlins gab, gibt es jetzt auch hier.
Wir hören es alle: auf der Straße, auf dem Markt und in den Kneipen wird mehr Französisch gesprochen. Es sind weniger die Franzosen aus den Bereichen Botschaft, Kulturinstitut oder Uni, die zu uns in den Kiez ziehen, dafür aber Menschen aus der Frankophonie, also aus Afrika, Kanada, Belgien, auch ein paar Schweizer sind dabei. Oder eben nicht gerade auf Rosen gebettete Künstler mit französischem Hintergrund, deutsch-französische Paare, insgesamt also mehr Kulturschaffend als Kulturverwaltung.

Und so berichtet Eva von französischen Filmemachern, Bildhauern und verarmtem Adel. Dass Adelstitel lediglich ein Namensbestandteil sind, hat sich unter jenen Menschen nicht immer herumgesprochen ... und so kommt es im Sportunterricht zu Sätzen, von Eva überliefert, à la "Eure Hoheit, bitte springen Sie über den Bock!" Eine Dame, die von den Lehrerkollegin nur "die kalte Comtesse" genannt wird, verhalte sich noch heute so, als müssten sich Amme und Hauslehrer ihrer Brut annehmen: Äußerst distanziert, den eigenen Kindern gegenüber, karg in der Zuwendung, mehr auf die eigene haarspraygefestigte Fönfrisur bedacht als auf das Wohl der Kinder.

Naja, Idioten gibt es in allen Schichten und Ständen. Und die französischen Schulen im Viertel haben jetzt dazu geführt, dass wir auch noch jenen Teil der Gesellschaft 'mitbekommen', der nicht von des Zweifels Blässe ob der eigenen Superiorität angekränkt ist. Kurz: Derlei nennt man einen Überwertigkeitskomplex, un complexe de supériorité, Madame !

Und wenn dann der junge Graf zusammen mit Ali oder Ugur krumme Dinger dreht und beide vor Gericht das gleiche Maß an Sozialstunden aufgebrummt kriegen, ist die Gleichberechtigung des Adelsstandes endlich vollbracht.

Endloser Winter ...


... mit Neuschnee.