Samstag, 5. August 2006

Ein Jahr Neukölln oder: Wie ich zur Stadtschreiberin wurde

Das ist also der Blog der Neuköllner Stadtschreiberin. Auf modernem Deutsch steht der Begriff für eine Auszeichnung und eine besondere Ehre. In der Regel mit einer Geldsumme dotiert, darf der/die jeweilige Stadtschreiber/in, der von einer Jury ausgewählt wird, ein Jahr im Stadtschreiberhaus (oder bescheidener: in der Stadtschreiberwohnung) residieren und arbeiten. Es wird mehr erhofft als erwartet, dass er/sie diese Erfahrung in die jeweilige Arbeit einfließen lässt.

Heute, am 5.8., bin ich als Stadtschreiberin in meiner Neuköllner Wohnung aufgewacht. Ich erhalte weder Preisgeld noch mietfreies Wohnen, es wird aber gern gesehen, wenn ich meinen Blick auf die Kommune, deren Stadtschreiberin ich bin, nicht nur werfe, sondern Eindrücke und Einblicke in Texte einfließen lasse.

Vielen Dank für Ihr Vertrauen - ich nehme die Aufgabe an und werde versuchen, den hohen Erwartungen zu genügen. Zum geeigneten Zeitpunkt, vielleicht so nach einem Jahr, werde ich mir eine/n Nachfolger/in suchen.

Caroline E.

6 Kommentare:

Lena hat gesagt…

tut mir leid, dass ich noch mal so blöd frage,aber wofür ist eine stadtschreibern jetzt genau zuständig?
geht es darum das der "rest der welt" sage ich mal,genauer imformiert wird und auf die betreffende stadt, beziehungsweise den stadtteil aufmerksam wird?-so hab ich das jetzt nämlich verstanden und bin nicht sicher ob das so richtig ist.
ehrlichgesagt wusste ich bis gerade eben nichtmal das es das gibt, stadtschreiber.
von welcher jury wird das denn gewählt?
tut mir leid,das ich so dumm frage aber irgendwie muss man ja was lernen nicht wahr;)

caro_berlin hat gesagt…

Liebe Lenora,

über Deine Frage habe ich mich sehr gefreut. Fragenstellen ist immer gut, und es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten.

Die Stadtschreiberin von Neukölln hat das Privileg und die Pflicht, eine Art persönlicher Zeitchronik zu verfassen. Das mache ich, da ich das Amt seit Anfang August bekleide. Ich bin übrigens die erste.

Neukölln ist ein spannender Bezirk, der so oft völlig anders ist, als er in den Medien erscheint. Aus meinen Beobachtungen und Notizen werde ich sicher einige Zeitungsartikel zusammenbauen, denn im gelernten Beruf bin ich Journalistin.

Die Stadtschreiber anderer Städte sind meistens berühmte Schriftsteller. Sie werden von Vertretern des Kulturamtes, des Rathauses usw. benannt. Die Berühmtheiten sind oft nur einige Wochen im Jahr in der Stadtschreiberwohnung zu Gast, schreiben wie geplant ihre Werke weiter und am Ende hoffen alle, dass der jeweilige Ort in der Literatur verewigt wurde.
Hier in Neukölln gehe ich vom Ort aus. Derzeit schreibe ich fast täglich, am Ende wird es ein oder zwei Texte in der Woche werden. Denn meine andere Arbeit wird immer intensiver. Ich schreibe eine wissenschaftliche Arbeit über Medienwirtschaft, meine Doktorarbeit, denn ich möchte gern weiter an der Universität unterrichten.

Wenn Du weitere Fragen hast, zögere bitte nicht, sie zu stellen.

Viele Grüße aus NK
Caroline

Lena hat gesagt…

vielen dank für die antwort(en) ersteinmal!

caro_berlin hat gesagt…

gern geschehen :-)

Lena hat gesagt…

also, du hattest mich gefragt, warum ich schreibe.
das st eine gute frage auf die ich-bedauerlicher weise-keine genaue antwort parat habe.
den blog habe ich eigentlich mehr oder weniger aus langeweile erstellt und versuche ihn jetzt ein bisschen so als hobby handzuhaben.
aber tatsächlich schreibe ich im privaten so für mich auch das mache ich schon ein paar jahre, vieelicht vier oder fünf.
in der zeit sind mindestens hundert oder vielleicht 200 seiten enstanden, die anfänge von bestimmt 10 nie fertggestellten romanen.
bisher habe ich mich nie dazu entschließen können einen fertigzustellen, weil ich etweder irgendwann fand, dass eh kein schwein das geschriebne lesen, geschweige denn interessant finden würde oder mir etwas für den moment scheinbar vieel besseres einfiel.
im moment bin ich gerade wieder dabei und versuche durchzuhalten und auf dem computer sind es immerhin schon 120 seiten.
eine freundin von mir liest die geschichte netter weise und sagt, wenn etwas unstimmig ist und es kann sein, dass es an der bestätigung von ihrere seite liegt, dass ich bis jetzt durchgehalten habe.
mal sehen, was draus wird..
früher wollte ich unbedingt autorin werden, und eigentlich will ich das heute immernoch, aber ich glaube mittlerweile, dass man vom autorin sein allein wahrscheinlich nicht leben kann.
aber auch da weiß man natürlich nichts, bevor man es nicht probiert hat.
- und du fragtest noch aus welchem teil berlins ich komme: friedenau,das, wenn ich das richtig durchblicke zum teil zu wilmersdorf und zu einem kkleinen teil zu schöneberg gehört.
wie auch immer ich wohne eher in wilmersdorf.
das wars auch schon von mir.

caro_berlin hat gesagt…

Liebe Lenora,

das finde ich gut. Schreiben lernt man durch Übung (frau auch, hihi), und die scheinst du ja zu haben.
Was du so über Romanvorhaben schreibst, dazu fällt mir ein Mädchen aus Frankreich ein, eine junge Frau von damals 18, die mit 16 einen Roman geschrieben hatte, den dann plötzlich doch alle lesen wollten. Die junge Frau habe ich bei einer Autorenlesung gedolmetscht. Ich räume gerade mein Bücherregal auf und verschenke vieles, das Buch war voller Verve und Wut geschrieben, da suchte und fand sich eine. - Ich hatte dir mal meine Mailadresse geschickt, wenn du mir deine Adresse in Wilmersdorf verrätst (nicht hier, direkt), schicke ich dir das Buch, sobald ich es wiederfinde, als Ermutigung zu. Ich hab zwei Exemplare, das französische Original und die Übersetzung, letztere brauche ich nicht.
Viele Grüße und weiter so!
Caroline

P.S.: Viele Autoren schreiben im Brotberuf für Zeitungen, Unternehmen oder Werbeagenturen, in der Mischung kann man davon leben.