Samstag, 19. August 2006

Kunstraum t27

Berlin besteht aus Bezirken, die Bezirke aus verschiedenen Kiezen. Am nördlichen Ende Neuköllns, von der Grenze zu Kreuzberg her gesehen, beginnt in Richtung Süden der Reuterkiez. Hier liegt die Stadtschreiberwohnung. Einen oder zwei Kieze weiter (das überblicke ich noch nicht) liegt der Körnerkiez. Das ist nicht etwa die Heimat besonders eingefleischter Vegetarier, die sich ausschließlich vegan von Pflänzchen und Körnern ernähren, nein, der Körnerkiez hat seinen Namen vom gleichnamigen Park. Ein gewisser Franz Körner, seines Zeichens Kiesgrubenbesitzer, vermachte 1910 dem Bezirk das Terrain, das in einer Senke liegt und in der im ersten Weltkrieg dann der bis heute sehr beliebte Park angelegt wurde.

Gegenüber dem Park, an der Thomasstraße 27, gibt es seit einem Jahr eine städtische Galerie, den Kunstraum t27. Hier war Freitagabend Vernissage. Neun Künstler zeigt die Webseite auf, ich zählte zehn, die hier Arbeiten unter der Überschrift "Imitatio" ausstellen. Nachahmung, Aneignung und Verfremdung, ja zum Teil auch Humor und Ironie sind die rote Linie durch die ausgestellten Bilder und Objekte.

Besonders spannend fand ich die Fotoarbeit von Fernando Ponzetta, einem italienischen Künstler, der in Neukölln lebt. Sein Akt in der Art alter Malerei sieht bei vagem Hinsehen wie eine alte Fotografie aus. Auf den zweiten Blick hat die Auflösung des Bildes eine höhere Qualität, als es damals möglich war. Der Eindruck des Alten entsteht im Wesentlichen durch die Handkolorierung der schwarz-weiß Fotografie. Und bei ganz genauerem Hinsehen erkennt man in der elegant Hingestreckten mit ihren Brustpiercings eine Frau von heute.

http://www.kunstraumt27.de, mittwochs bis sonntags, 15-19 Uhr

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