Samstag, 14. Oktober 2006

Herbstanfang

Mittwoch fuhr ich im Auto von Süddeutschland nach Berlin. Hinter Halle hing der Nebel in der Landschaft wie ein riesiges Tuch über die enorm großen Acker der einstigen LPGs gespannt. Wir dachten zunächst an die alten Tage, an Leuna und Buna, das Chemiedreieck, in dem es manchmal Schwefel regnete. Aber es war nichts als harmloses Wasser, nichts als harmlose Wolken, durch die wir fuhren. Alles war grau und kalt. Wir waren froh, als wir wieder draußen waren. Am Abend ließ uns das Berliner Licht fast noch an Spätsommer glauben.

Das Grau war Freitag hinterhergekommen, dabei war die Luft noch mild. Seit heute ist auch die Kälte da. Selbst in der Mittagsstunde stehen beim Ausatmen kurz kleine Wölkchen vor dem Mund.

Aber der Herbst hatte schon am Hiroshimatag begonnen: Jedes Jahr um den 6. August fliegen die Mauersegler in den Süden. Im August wird der Sommer still. Die Vögel hören auf zu balzen und widmen sich dem Nachwuchs.

Nur heute, da ist es noch einmal laut. In der Trauerweide an der Ohlauer Brücke, dort, wo noch vor wenigen Tagen der Eiswagen von Carsten gestanden hat, sitzen Vögel im Baum. Viele Vögel. Der Baum ist plötzlich dunkel von ihrem Gefieder. Und sie machen Rabatz, großen Rabatz. Er klingt fröhlich, der Vogelbaum, wie eine Art Klassentreffen. Und gleich geht es auch hier ab in den Süden.

Wenig später ruft M. an. Er ist aus Rom zurück und erzählt von 25 Grad. "Kein Wunder, dass die Römer nicht an so kalten Gefilden wie den unseren interessiert waren." Es wird Zeit, dass wir uns mal wieder treffen, damit er mir eine Arie vorsingen kann. Und wo hatte ich nochmal die Tageslichtlampe aus Skandinavien verstaut?

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