Dienstag, 16. Januar 2007

Havarie! oder: Anderen Menschen beim Denken zusehen

Nach einem langen, auswärts verbrachten Wochenende gluckert es Montagvormittag komisch in der Leitung. Es klingt, als hätten die Nachbarn eine neue Waschmaschine.

Mittags fließt das Wasser im Klo nicht mehr ab. Als die Nachbarn oben Wasser laufen lassen, entsteht ein Schmutzsee in der Wanne. Der Wasserspiegel steigt bei jedem Spülgang.

Die Hausverwaltung wird informiert. Erst per Mail, dann nochmal per Telefon. Eine Firma sei beauftragt, "bleiben Sie zu Hause!", heißt es.

Ich benachrichtige die Nachbarn und warte. Sage meine Termine ab. Warte. Ich bin froh, zu Hause zu arbeiten und nicht im Büro; zum Arbeiten komme ich dennoch nicht. Das Café nebenan freut sich über meine häufigen Besuche.

Zeitsprung: Fast 20 Stunden später werde ich massiv. Rufe allen hinterher. Nach weiteren drei Stunden kommen die Handwerker. Die Hausverwaltung hatte dem Mitarbeiter der Rohrfirma auf die Schadensmeldung hin eine Mail geschickt, indes: die Arbeiter waren den ganzen Tag auf der Baustelle.

Was sich die Sachbearbeiterin dabei gedacht hat?

Die Männer fangen mit einer Spirale an zu arbeiten. Üben Druck auf die Stelle aus, die blockiert ist, eine halbe Stunde lang. Es tut sich nichts. Dann stehen die beiden stumm und dräuen vor sich hin, der Dicke und der Dünne. Sie stehen da und schweigen, brüten, sagen nichts. So also sieht Nachdenken bei Leuten aus, die nicht wie wir permanent denken.

Zweite Strategie: Jetzt kommt zur Spirale auch der Pömpel zum Einsatz, die Saugglocke. Druck auf die Stelle, dazu Wasserdruck per Pömpel. Als das nach einer weiteren halben Stunde nicht verfängt, das gleiche Bild nochmal: Pat und Patachon stehen reglos und stumm da. Und ich daneben, bewundere ihre Ruhe und Gelassenheit. Sie sind den Tücken des Objekts ausgeliefert, schicksalsergeben. Eine solche Situation, die keine Wahl lässt, würde mich mal wütend, mal rasend, mal hilflos machen.

Am Ende reißen sie Rohre aus der Rigips-Wand zwischen Küche und Bad, pumpen ab, spiralen weiter aus einem anderen Winkel.

Nach genau zwei Stunden macht es "Blubb!" Wasser marsch!

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