"Musikstudenten SUCHEN RAUM fürs Üben und für ein nichtkommerzielles Projekt" klebt an der Schaufensterscheibe eines leeren Geschäfts. Und als Ergänzung: "Hier bzw. in der Nähe. Nachbarschaftsbewusst."
An anderen Läden prangt oft ein "ZU VERMIETEN" oder auch "ZU VERMEITIN" wie in der Sanderstraße. Hier in Neukölln, wo ein Einzelhändler nach dem anderen den Laden dichtgemacht hat, wird Fremddeutsch gesprochen.
Aber nicht nur. Kultur ist hier die Sprache der Zukunft, in den seltentensten Fällen ist es indes die Kultur der Migration. Es sind deutsche und westeuropäische Maler, Filmemacher, Musiker, Tänzer, Fotografen, Galeristen, die hier versuchen, von dem, was sie machen, zu (über)leben. Das Wort Arte povera bekommt einen neuen Sinn.
Angesichts von mehr als 220 Millionen Euro jährlich, die der Stadt Berlin allein drei Opernhäuser wert sind, stellt sich täglich die Frage nach dem Stellenwert der Kultur. Hochkultur versus Alltagskultur, die alte Debatte. Gerade Neukölln scheint in dem Zusammenhang als Reizwort im deutschen Feuilleton gut zu funktionieren.
Die Süddeutsche vom Wochenende lässt einen Schweizer Schriftsteller zur Wort kommen, Hans-Peter Kunisch, der in der Nähe lebt.
Er sieht Neukölln so: "Fast eine Steigerung des ehemaligen Ostens, kaum Eckkneipen gibt es, ein paar Supermärkte, sonst nichts. (...) Hier glaube ich manchmal gar nicht, dass ich in einer Stadt lebe."
Und weiter: "Ja, es ist, als umgebe die Menschen, woher sie auch kommen, auf den vielen Neuköllner Straßen abseits vom Herrmannplatz ein Schleier. Sie sind leiser, vorsichtiger, gehen eher gebückt. Das ist keine Einbildung, das ist so. Es beginnt gleich hinter der Brücke."
Und: "In Neukölln steht die Zeit still."
Die FAZ am Sonntag hat einen Fotografen in die Rütli-Schule geschickt und Schüler von dort modeln lassen. Das ist mir allemal lieber als diese depressive Grundstimmung, die der Schweizer ausgemacht hat.
Und nun noch die Kontaktdaten der Suchenenden: Tobias, Tel. 46787817, tueruem@freenet.de
Vielleicht haben ja Sie einen Tipp.
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