Samstag, 5. Mai 2007

Zum Weinen oder zum Lachen?

In den letzten 40 Jahren hat der Output der Medien enorm zugenommen. Ein Mehrfaches an Zeitschriftentiteln liegt an den Kiosken auf, Privatsender, aber auch die privaten, dritten und special interest-Programme bieten ein um ein vielfaches größeres Angebot an tönenden und bewegten Bildern an als einst. Auch in den letzten 15 Jahren ging es mit der Entwicklung trotz Internet weiter bergauf - während paradoxerweise die Zahl der Journalistinnen und Journalisten deutlich zurückgegangen ist.

Da nimmt es nicht wunder, dass mindere Ereignisse hervorragend gefeatured werden, also eine hohe Medienpräsenz genießen. Zum Beispiel der morgige Weltlachtag, den 1998 eine Lachgruppe in Indien ausgerufen haben soll, in einem Land also, das wir in den westlichen Gesellschaften meistens erst einmal mit Armut assoziieren.
"Nicht viel zu lachen" haben offenbar unsere modernen Gesellschaften. Verhaltensforscher vermelden nun seit Jahren immer zum ersten Sonntag im Mai, eben jenem Weltlachtag, dass die absolute Lachmenge der Individuen rapide gesunken sei. Lachten wir vor 40 Jahren angeblich noch 18 Minuten durchschnittlich, so seien es heute nur noch lächerliche 6 Minuten. Gute Nachrichten muss man eben so oft wie möglich wiederholen, und so trägt ein herzerfrischendes "Lach' mal wieder!" nun jeden Mai zum Großrauschen der Medien bei. Zu dessen Legitimierung müssen Sprichworte hinhalten: "Lachen ist gesund!", heißt es - das meinten schon die Ärzte in der Antike, das Lachen nämlich gut für die Leber sei, und in ihr wohnten nun einmal die Gefühle.

So machen uralte Weisheiten heute frisches Geld - und verstopfen leider auch die Medien, in denen vieles, was in der Gesellschaft wirklich brennt oder echte gute Nachrichten sein könnten, kaum noch verhandelt wird. Lächerlich!

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