Im Chat mit Freundinnen. Wir sind alle hochgebildet, super sozial und kulturell engagiert - und mehr oder weniger alleinstehend.
Conny: "Ich wünsch mir mehr Ruhe. Derzeit hab ich mit drei Männern intensiv zu tun. Richtig, das Man-sollte-mehrere-Männer-haben-Prinzip. Bernd zum Kuscheln, Hans als Begleiter meiner Wissenschaftskarriere und für Kultur und Party und Peter kenn' ich noch von früher aus dem alten Job, wir schreiben uns fast täglich, es ist wie meine Brieffreundschaft, als ich Teenie war. "
Vera: "Reicht das? Ich finde, Dir fehlt der Kerl zum Joggen und mit der Bohrmaschine!"
Ich: "Bei mir ist meine Arbeitswelt so. Über den einen Job hab ich's Geld (Dolmetschen), über den anderen die soziale Anerkennung (Uni) und der dritte ist noch mehr wieder Hobby geworden, seit ich dem Journalismus den Rücken gekehrt hab: Schreiben. Das ist jetzt für mich."
Sophie: "Als Soziologin versuche ich natürlich immer gesellschaftliche Regelmäßigkeiten zu erkennen, aber dieses Job-Konstrukt hat noch keinen Eingang in die einschlägige Literatur gefunden. Da gibt es die Stories aus den USA à la "drei Jobs zum Überleben", aber die Wahl-mehrere-Jobs-Aufteil-Fraktion mit intellektueller Begründung ist mir bisher noch nie begegnet ..."
Ich: "Dann sollten wir was drüber schreiben. Und so richtig freie Wahl ist das aber auch nicht. Die Unis und die Medien sind sehr feudalistisch organisierte Welten, mir scheint, deutlich mehr als andere Berufsbereiche. Die sind extrem kompliziert reguliert und alles andere als optimal. Kurz: Ohne den Kürzungswahn überall hätte ich längst schon meinen Bereich in Uni oder Sender, in dem ich mehrerlei verbinden könnte. Deshalb jongliere ich das heute als Ergebnis einer freien Entscheidung - aber als Reaktion auf missliche Umstände."
Conny: "Jonglieren ist das richtige Wort. Immer rennen, immer alle informieren, Kontakte pflegen im Beruf, es geht oft nicht mehr um Qualität, sondern Connections sind das Zauberwort, naja, und privat eh, mit Vielmännerei ist das echt mehr Arbeit. Und die Zeit wird knapp und knapper."
Vera: "Vergesst das Kinderkriegen nicht, Mädels!"
Dienstag, 31. Juli 2007
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2 Kommentare:
Ja Mädels, ihr versteht jetzt vielleicht, warum wir Männer interssiert Eurer Unterhaltung folgen, uns den Bart kratzen, die Fragzeichen langsam wie kleine Wolken in den Himmel aufsteigen und uns Fragen - wo ist die Leichtigkeit nur geblieben?
Lieber Anonymus,
ich will jetzt nicht Frau Eva Herman, zum Glück nicht mehr vom NDR, zitieren, aber die Quadratur des Kreises sieht doch so aus: Die Emanzipation ist gescheitert, die Männerseilschaften festgezurrter denn je. Wir Frauen strampeln uns daran ab, manche werden hart, vermännlichen, andere kriegen ihre Großfamilie nur Dank familiärer personeller oder materieller Hilfe gewuppt. Die meisten gutstudierten Frauen finden kaum noch Zeit für sich bei den ganzen Anforderungen: Sei top auf dem Arbeitsmarkt, schick wie auf dem Laufsteg und habe auch noch Zeit für die lieb Kindelein - im Zweifelsfall allein, weil ER in der Karriere oder sonstwo steckt.
Kurz: Emanzipation der Frauen geht nicht ohne Emanzipation der Männer. Sonst analysieren wir uns wieder selbst wie oben, aber ändern tut sich davon auch nix. Und dann wundert "Mann" sich, dass wir angesichts der so organisierten Welt perplex sind, es persönlich nehmen und in Gebärstreik treten? Mit Verlaub, es ist persönlich!
Und wir sehnen uns nach nichts mehr als nach Leichtigkeit ... Die Französinnen haben es besser, nicht der Männer wegen, sondern der Selbstverständlichkeit, mit der dort Kinderbetreuung und zugleich -erziehung organisiert ist. Dass das hier noch ein derart großes Politikum ist, hängt an dem Mutter- und Naturbild, das sich die Nazis zu Nutze machten und das seither subkutan noch wirkt, siehe E.H.
Résumé: Leichtigkeit kommt von Selbstverständlichkeit. So einfach ist das. Schönen Sonntag wünsch' ich!
Caroline
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