Montag, 23. Juli 2007

Die Lehrer der Welt zu Gast in Neukölln

"Bildung befähigt den Menschen, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und etwas aus seinem Leben zu machen" - mit diesen Worten eröffnete Bundespräsident Horst Köhler heute den 5. Weltlehrerkongress, der in Neukölln stattfindet. Fünf Tage lang debattieren 1600 Pädagogen und Wissenschaftler aus 160 Ländern über die Situation in ihrer jeweiligen Heimat, über Trends und gemeinsame Ziele. Die Hauptziele sind auf einen einfachen Nenner zu bringen: Das Recht auf Bildung für alle jungen Menschen und die Frage, wie das öffentliche Bildungssystem gestärkt werden könnte.

Bildung ist ein öffentliches, für jeden zugängliches Gut - und damit ein Grundrecht. Aber dieses Grundrecht wird bis heute mehr als 100 Mio. Kindern verwehrt, die fern jeder Schule aufwachsen. Die Lehrer stellten außerdem übereinstimmend fest, dass dieses Grundrecht in vielen anderen Ländern zum Teil bereits wieder bedroht ist.
Übereinstimmend berichteten sie, dass nahezu weltweit der Trend besteht, Schulen, berufsbildende Einrichtungen und Hochschulen ganz oder teilweise zu privatisieren. Dagegen sprachen sich die Pädagogen aus, weil nur eine staatliche Handlung hier hohe Niveaus, Chancengleichheit für den Nachwuchs und Unabhängigkeit der Einrichtungen sichern kann.

Hintergrund der Situation ist, dass hier an die Stelle (oder die Seite) der öffentlichen Hand immer häufiger Privatunternehmen, Sponsoren und Stiftungen treten. Die Kommerzialisierung der Bildung geht einher mit der Prekarisierung der Lehrer: Pädagogen, die in den Ruhestand treten, werden von freiberuflichen Kollegen ersetzt, die zu deutlich schlechteren Bedingungen beschäftigt werden. Der Kongress hat sich dafür ausgesprochen, dass auch die Würde des Lehrer- und Hochschullehrerberufs sowie das Recht auf pädagogische Freiheit schützenswerte Güter sind.

Um die Bedeutung der Bildung wissen auch die UN-Mitgliedsstaaten, die sich vor sieben Jahren in der sogenannten Millenniumserklärung dazu verpflichtet hatten, bis 2015 allen Kindern eine gute und gebührenfreie Grundbildung anzubieten. Davon sind wir weit entfernt. Wollte man dies ändern, müssten ca. 18 Mio. Lehrer neu eingestellt werden.

Unser Bundespräsident bekam sehr freundlichen Beifall, als er bekräftigte: "Gute Bildung sollte keine Glückssache sein. Gute Bildung ist ein Menschenrecht."

Auf rund 50 Veranstaltungen diskutieren die Delegierten verschiedenster Gewerkschaften, die insgesamt mehr als 30 Mio. Pädagogen repräsentieren. Der Kongress findet seit 1973 alle drei Jahre statt. Außerdem ist der internationale Weltkongress der Bildungsinternationalen, wie er in voller Länge heißt, Ansprechpartner bei Diskussionen mit dem G8, der WTO und anderen supranationalen Einrichtungen.
Mehr Infos: http://www.ei-ie.org/congress5/en/index.php

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