Mit zwei Journalistenkollegen von Radio-Canada bin ich unterwegs und zeige: Nord-Neukölln. Wir besuchen ein Maleratelier südlich der Sonnenallee, das in einem früheren Ladengeschäft eingerichtet ist. Einer der Mieter ist Cyril Aboucaya. Er kam mit einem DAAD-Stipendium in die Stadt und findet, dass man in Berlin kreativ sein könne - und seine Ideen auch umsetzen - und dass einen niemand daran hindere, wie es in anderen Städten der Fall sei. Ob er nach Ablaufen seines Stipendims bleibt, weiß er nicht, Lust darauf hätte er.
"Es kommen viele her, aus unserem Jahrgang an der Pariser Kunsthochschule sind es etwa 10 %", bestätigt auch Malerkollege Renaud Perriches, und ergänzt: "Alle Naslang treffe ich jemanden, den ich aus Paris kenne, denn das betrifft nicht nur unseren Jahrgang", sagt er, der am Abend selbst in der "tape gallery" an einer Gemeinschaftsausstellung beteiligt ist. "So, wie ich hier arbeite, könnte ich es in meiner Heimat nicht. Für das Geld, für das ich in Paris mir wenige Quadratmeter Atelier anmieten kann, habe ich hier 150 Quadratmeter" ... die er sich mit vier weiteren teilt. Insgesamt sind sie also fünf, vier aus Paris, einer aus London.
"Berlin ist eine Laborstadt", ergänzt Cyril, "die Menschen sind hier offener als anderswo". Und Neukölln? "Wir wohnen fast alle in der Nähe. Es ist toll hier. Überall ziehen Künstler hin, machen Bars auf oder schöne Cafés", findet Aude Parisot, die einzige Frau der Gruppe. Man sei übrigens keine Künstlergruppe, betonen die jungen Künstler, die alle erst vor wenigen Jahren ihr Studium beendet haben, aber inhaltliche Nähen gäbe es schon. "Natürlich tauschen wir uns intensiv aus, regen einander an. Die künstlerische Entwicklung der einzelnen geht dadurch auch schneller", schließt Renaud, und muss dann noch etwas organisieren. Wir verabreden uns für den Abend auf der Vernissage."Seit wir hier angekommen sind, sind in der gleichen Straße fünf weitere leere Läden bezogen worden, darunter ein Bioladen", kommentiert Aude noch unsere Fragen zum Kiez. Für einen solchen Laden muss ja eine gewisse Klientel da sein ... Die Rechnung des Rathauses scheint aufzugehen. Denn vermittelt wurde die Räumlichkeit von der Zwischennutzungsagentur, die zwischen Mietinteressenten und Hauseigentümern vermittelt, die eine günstige Miete und Nutzung dem Leerstand vorziehen.
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