"I feel good" sagt James Brown in den Archivaufnahmen - und der Journalist des ZDF heute-Journals gibt die Worte des "Godfather of Soul" wieder mit "Ich fühle mich gut". Dem Jazzmusiker war anlässlich seines Todes am 24.12.2006 ein kurzes Portrait in den Nachrichten gewidmet, und ohne, dass es der Redaktionsleitung aufgefallen wäre, wurde an Heiligabend falsches Deutsch zur Hauptsendezeit ausgestrahlt.
Die wörtliche Übertragung des Zitats fällt unter den Begriff "Synchrondeutsch" - früher hätte man wohl ohne zu zögern gesagt: "Es geht mir gut". Aber die immer schneller übersetzten und synchronisierten Programme nordamerikanischer Provenienz, dazu die Einflüsse von Werbe- und Gruppensprachen und nicht zuletzt die Verbreitung des Englischen als lingua franca der Wirtschaft haben unser Sprachgefühl verändert.
I feel good - auch die ARD bringt diesen Ausdruck, wenn sie Kanzlerin Merkel am Tage ihrer Wahl auf der eigenen Webseite so wiedergibt: "Lächelnd, aber unaufgeregt wie gewohnt, nahm sie Wahlergebnis und Glückwünsche entgegen. "Ich fühle mich gut", war das, was sie nach ihrem Triumph zu sagen hatte."
Angelas Ausspruch “war in 2005" - oder ließ sie ihn "im Jahr 2005" vom Stapel? Oder einfach nur: "Das war 2005" - inzwischen ist die gute Gefühlslage möglicherweise nicht mehr so eindeutig. Sind wir uns da sicher? “Nicht wirklich!” ... (not really). Oder: "Das erinnere ich nicht!" (I don't remember that).
Autoren von Filmsynchronisationen müssen sich kurz fassen, wenn die englische Vorlage kurz ist. Sie sind gehalten, am besten sogar lippensynchrone Übertragungen zu finden. So hören wir "in Deutsch" immer häufiger Ausdrücke, die "in english" durchaus korrekt sind - und auf Deutsch für viele immer seltener falsch klingen.
Paradoxerweise gelangt Synchrondeutsch sogar in die geschriebene Sprache. Immer häufiger fallen seit einigen Jahren in der deutschen Sprache Bindestriche weg, die im anglophonen Raum wenig gebräuchlich sind. Das ist genauso Ausdruck derselben Verunsicherung wie die inflationäre Zunahme falscher Apostrophs (wie sie auf Englisch durchaus richtig sind), "Moni's Schnellimbiss" beispielsweise.
Nett ist auch die "Baguette- and Croissanteria", eine Mischung von vier Sprachmustern (das implizite "Baguetteria" wäre der deutsche Beitrag), gesehen in der Berliner Kochstraße. Aber das ist ein anderes Thema.
Der Inhaber des Geschäfts ist übrigens türkischer Herkunft - und das Ladenschild sein persönlicher Beitrag zur internationalen Völkerverständigung unweit des "Checkpoint Charly" der ehemaligen Mauer.
Hoher Fühlgutfaktor also :-)
Donnerstag, 28. Dezember 2006
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