Wieder mal das leidige Thema Arbeitszeit. Ich übersetze ein Drehbuch aus dem Französischen, kam nach einer Probeseite auf ca. 60 Stunden Arbeitszeit. Netto. Nun geht es in diesem Alzheimer-Thriller über ein Thema, das ich nicht kenne, es spielt in einer Gegend, die mir fremd ist, also lese ich mich ein wenig ein. Dann formatiere ich die Datei um, die anfangs hakt. Dann koche ich Tee, dabei fällt mir auf, dass ich die Spüle mal wieder gründlich scheuern muss, morgen kommen Handwerker ...
Und als ich mittendrin bin, spüre ich, Stunden später, wie sich meine Muskeln von der Schreibtischarbeit verkürzen, Millimeter für Millimeter, da kann' ich fast zusehen dabei. Einige Stunden später sind die Füße eiskalt, ich bade, mitten am Tag. Das tut meinem Gedankenfluss und dem Text gut. Ebenso, dass ich in den Pausen immer in der Küche bin oder im Wohnzimmer oder im hinteren Zimmer am Stehpult, und mal laut, mal leise lese. Ich höre meine Stimme, sie klingt rauer als sonst, sie bleibt oft still dieser Tage, wo tief in mir drin die vielen Stimmen und Sprachen des Drehbuchs erklingen. Wichtig: Ich lese auf Deutsch, telefoniere zwischendurch - auf Deutsch, gehe ins Café, nur, um die Bedienung zu besuchen (eine Studentin von mir). Ich stelle meinen Kopf wieder ein, justiere meine Sprache neu.
Alles das muss ich zur Arbeitszeit hinzurechnen. Den Kostenvoranschlag für die Reise mit einer diplomatischen Delegation zwischendurch, die kleinen Gänge (Druckertinte ist alle) und die größeren Pausen, die der Erhaltung oder gar Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit dienen. Als Freiberuflerin erlebe ich oft: Sie sind nicht drin im Budget. Also versuche ich mich so gut es geht zu programmieren: Ich sitze am Schreibtisch, dem Cockpit, Blick geradeaus und in Routinemomenten schalte ich schon mal auf Autopilot. Ich lese ja am Ende als meine eigene Erstkorrektorin alles mehrfach durch ...
Fasten seat belt, es geht (wieder) los ...
Sonntag, 21. September 2008
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