Das Gute an der freiberuflichen Tätigkeit als Autorin ist: Ich bin frei in meiner Themenwahl. Das schlechte: Ich bin frei in meiner Themenwahl. Denn Gefunden-Recherchiert-Geschrieben-Redigiert bedeutet noch lange nicht veröffentlicht.
Manche Autoren haben Angst, dass ihnen einen Tages die Ideen ausgehen. Als mir eines Tages im Sommer - ich war noch Studentin - die Piepen auszugehen drohten, kam ich auf etwas, das ich anders gerne mal wieder machen würde: Ich wurde Jobtesterin. Zeigte im Reisebus deutschen Fußballjugendlichen meine Stadt Paris, gab einem 12jährigen Deutschunterricht, übte mit einer Opernsängerin deutsche Phonetik (zumeist romantischer Lieder), machte Beiträge fürs Radio, übersetzte interlinear für eine Presseagentur (die verstanden Zusammenfassungen darunter), war Gesellschafterin einer Dame im reichen Neuilly-sur-Seine in der Situation, in der sie nach Trennung in der ehelichen Wohnung packte, leitete Jugendliche an, die mit zwei Sprachen und einer für sie neuen Technik (Video) Kurzfilme über Berlin drehten. Das waren alles Jobs, kurzfristige, unterbezahlte, nichtabgesicherte Hinzuverdienstgelegenheiten.
Dass in den Jahren danach die halbe Berufswelt "verjobben" würde, also der Berufsalltag von Millionen aus kurzfristigen Jobs bestehen würde, konnte ich mir damals nicht vorstellen. Das Wort "Beruf", das ja auch nach "Berufung", nach Sinn und Einzigartigkeit klingt, gerät seither immer mehr in Vergessenheit. Von Beruf Autorin und Chronistin, würde ich gerne mal eine Artikelserie als "Jobtesterin" veröffentlichen. Mal sehen, welche Zeitung sich dafür begeistern kann, zum Beispiel, um das Nachrichtenloch im Sommer zu füllen.
Möglich wären: Stadtführerin (zweisprachig), Sprecherin von Bandansagen für öffentliche Einrichtungen (dreisprachig), Beschreiberin von Kinofilmen für Blinde (live im Kino), Public Writer (für Briefe und Reklamationen aller Art), PR-Frau einer städtischen Tourismusagentur, Nachrichtensprecherin, Radiomoderatorin, Grabrednerin, Hochzeitstoastausbringerin, Hochzeitsvideofilmerin, Ansagerin der Verkaufsflächen im Fahrstuhl eines Luxuskaufhauses, Chronistin fremder Lebensgeschichten, Meinungsforscherin, Kleindarstellerin, Reitlehrerin, Marktschreierin, Innenarchitektin ... Nein, das ist kein Jobgesuch, mit interessierte die Angelegenheit höchstens in der Summe, als Grundlage für Vergleiche.
Freitag, 28. Dezember 2007
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