Nun bin ich zurück in Nord-Neukölln, löffele mein Süppchen. Am Nebentisch sind alle erregt, sprechen laut. Es geht um die Luxusmodernisierung eines Hauses in der Nachbarschaft, nach der die Mieten auf neun bis elf Euro je Quadratmeter (netto und kalt) explodieren.
Nein, an der Wand lehnt kein Investor |
Der Anwalt berichtet, dass er eine Zeitlang in Kreuzberg für die Kanzlei neue Räume gesucht habe. Es sei zwar schon ein paar Jährchen her, aber am Kudamm seien exakt neun bis elf Euro je Quadratmeter (netto und kalt) aufgerufen worden — für Büroraum wohlgemerkt. Im Vergleich zu allen anderen Lagen sei der Kurfürstendamm die günstigste Adresse gewesen, viel günstiger als Kreuberg.
"Es ist traurig zu sehen, was aus Kreuzberg wird", sagt darauf ein anderer. Über ein Pärchen aus Westdeutschland wird berichtet, das auf Wohnungssuche die günstigen Preise und die vielen Cafés, Geschäfte und Naturnähe lobte. "Wenn das so weitergeht, ist in Kreuzberg bald kein Kreuzberger mehr da." Und jetzt ginge das auch in Neukölln los. "Es steht uns jetzt bevor, was den Prenzlauerbergern vor fünfzehn Jahren passiert ist", stellt ein anderer fest. Das ist keine Indiskretion: das Süppchen, das die Politik eher mittellosen Mietern eingebrockt hat, ist versalzen ...
Der Aufbruch klang aber optimistischer. Die Mieter scheinen kampfbereit zu sein.
Dann kommen neue Kunden. Sie sprechen von der Abwanderung von Betrieben wegen steigender Gewerbemieten. Das selling argument für Nordneukölln, die Nähe zu Kreativen, Künstlern, jungen Familien, scheint bald gefährdet.
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Foto: C.E.
Die Abgebildeten sind nicht mit den
Protagonisten meiner Story identisch.
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