Donnerstag, 23. Dezember 2010

Neuer Markt


Seit Ende Oktober gibt es einen dritten Wochenmarkt am Maybachufer zwischen Kottbusser Brücke und Schinkestraße: Neuköllner Stoff, ein Stoffmarkt, auf dem auch bereits Vernähtes in allen erdenklichen Formen und nicht nur aus Stoff feilgeboten wird. Daneben gibt's viel Kulinarisches wie wunderbaren, französischen Käse, Tagesgerichte aus aller Herren ... Kontinente (Afrika und Lateinamerika beispielsweise).

Außerdem feinste Schweizer Chocoladen, Handwerkszeug für Schreiberlinge: Kladden, Papier, Füller, Tinte, kurz: Ein bunter, schöner Markt, der mich dieses Jahr mit vielen, schönen Weihnachtsgeschenken versorgt hat.

Hier eine kleine Augenreise ... vor allem konnten bei geschlossener Schneedecke allerlei Dinge überzeugen, die warmhalten, von Pulswärmern über ... und am Ende brauchte ich noch eine neue Tasche - besonders geeignet für Fotografen.

Meine Funde habe ich zuhause (da war's einfach wärmer!) noch kurz fotografiert, bevor sie weiterwandern.

Der Markt findet jeden Samstag am Maybachufer statt - außer Weihnachten, Neujahr, Ostern ... von (winters) 11-16 (?) Uhr, die Zeiten wurden gerade an den wochenendlichen Rhythmus des Publikums sowie an das Wetter angepasst.
________________________
Wärmflaschenbezüge: mini san
Tasche: chochlik

Dienstag, 21. Dezember 2010

Maybachufer

Montag, 20. Dezember 2010

Die Details machen den Unterschied ...


Das Problem bei diesen Aufnahmen war, dass ich natürlich nicht tagelang mit offener Balkontür leben konnte und jeden Tag aufs Neue einen möglichst ähnlichen Kamerastandpunkt finden musste. Aber ich hab ja schon vorher ein wenig geübt gehabt ...

Sonntag, 19. Dezember 2010

... einen Tag später ...


Samstag, 18. Dezember 2010

Samstag, 11. Dezember 2010

Fenstergardinen

Immer weniger Stores in Nebenstraßen im Neuköllner Reuter-/Maybachuferkiez: Auch so sieht Gentrifzierung aus.
(Zum Vergrößern bitte anklicken.)

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Pulverschnee

Montag, 6. Dezember 2010

Am Wegesrand

Samstag, 4. Dezember 2010

Badezimmer- und Küchengespräch


Einer steht unter der Dusche - und wie immer benutzt er den Rest des Shampoos, um sich einzuschäumen. (Jeder hat so seine Schrulligkeiten, und wir sind eben eine Generation nach dem Ende des 2. Weltkriegs geboren, das hat Spuren hinterlassen.)

SIE (kämmt sich am Spiegel)
Hast du mal gelesen, was auf der Flasche steht: "Für extra Volumen und mehr Fülle"

ER (schaut konsterniert auf die Flasche)
Scheiße! Kein Wunder, dass es mir so schwer fällt, mein Gewicht zu kontrollieren.

Später sitzen sie in der Küche am Frühstückstisch. Die Küche ist eng, direkt daneben steht die Spüle. Dann gibt er ihr die Flasche mit dem Geschirrspülmittel.

ER (schelmisch)
Vielleicht sollte ich's mal damit probieren: "Entfernt auch hartnäckiges Fett" .....

Dienstag, 9. November 2010

Mein 9. November

Vor 21 Jahren war ich Studentin - und blutjunge Anfängerin in den Medien. Ich hatte ein Jahr zuvor mein Praktikum beim SFB absolviert, wo ich für die aktuelle Redaktion eingeteilt war, aber mindestens die halbe Zeit ein Stockwerk darunter, in der Feature- und Hörfunkredaktion, verbracht hatte. Im Jahr des Mauerfalls schickte ich dann zunächst Rundfunkbeiträge aus meiner Studienstadt Paris. Und im Herbst fuhr ich dann wieder nach Berlin - zu den Hörspieltagen. Wir saßen tagelang im Literaturhaus in der Fasanenstraße, hörten, diskutierten, stritten. Soweit war alles wie im Vorjahr, nur, dass dieses Mal plötzlich auch die Kollegen vom Rundfunk der DDR dabei waren. Danach aßen wir alle miteinander.

Später am Abend stieg ich mit einer Kollegin ins Auto, wir fuhren gemeinsam nach Kreuzberg, wo ich bei einem Maler untergekommen war. Die Kollegin machte das Radio an - es folgten Beschreibungen von Grenzern, es ging um Passierscheine von Ost nach West und Grenzübergangsstellen. Unsaubere Atmo, schlecht gepegelt, der Text war unglaubwürdig, wir machten dieses Hörspiel aus, hatten genug von Feature, Hörspiel und Co.

Dann schlug ich bei dem Maler auf. Die Wohnung war leer, nur ein Zettel lag auf dem Küchentisch: "Sind am Grenzübergang Heinrich Heine-Straße. Die Mauer ist auf!"

Wie ich dorthin kam, ob der Maler nochmal zurückkam und was dann geschah, ich weiß es nicht mehr. Filmriss. Ich weiß nur noch, wie ich an der Grenze stehe und weine und lache zugleich. Meine erste große Liebe hatte hinter der Grenze gelebt, als Ost-/West-Kind zähle ich zu den wenigen meiner Generation, die regelmäßig "drüben" waren. Für mich war Deutschland immer eins mit zwei Teilen.

Später war ich noch am Brandenburger Tor, am Tag danach ohne Mindestumtausch bei meiner Cousine Bettina in der Linienstraße. Die waren aber auch grad unterwegs ...

Berlin war euphorisch in diesen Tagen, unglaublich, peinlich, phantastisch und phantasielos zugleich, doch, ja: Wenn so vielen Menschen nach so vielen Jahren der Trennung nur "Wahnsinn!" einfällt, ist das phantasielos! Und die Tatsachen sprengten ja auch zugleich die Grenzen alles bis dato Vorstellbaren. Und ich, die ich meine Pappenheimer hüben und drüben kannte, war euphorisch und hatte zugleich düstere Vorahnung über düstere Vorahnung, kurz: ich fühlte mich plötzlich schrecklich alt.


Es würde lange dauern, bis die verlorene Zeit aufgeholt sein würde, das war mir klar. Die Menschen hatten sehr unterschiedliche Sozialisationen erfahren: im Westen war die größtmögliche Selbstentfaltung möglich - aus östlicher Perspektive die ewige Selbstdarstellerei -, im Osten zählten eher die inneren Werte - aus westlicher Perspektive das ewig Verhuschte ... um nur dieses eine Beispiel zu nennen.

In der Phase des Zusammenwechsens befinden wir uns noch immer. Ohne diese Nacht würde ich heute nicht in Berlin leben, und unter dem Strich überwiegt eindeutig das Positive. Aber mit mehr Bildung, Achtsamkeit, Kultur und Gerechtigkeit wären viele Schäden an Menschen, Seelen und Gütern zu vermeiden gewesen. Ich nenne da nur durch die Wende zerstörte Altstädte oder Altstadtteile durch die gedankenlose Übernahme westdeutscher Baugesetze.

Und so stand ich da mit meinem Wissen in der bewussten Nacht, ein Grünschnabel, der sich im Eiltempo gereift fühlte und sehr einsam inmitten der Menschenmassen. Die Deutschen in Ost und West waren sich fremd geworden in den Jahren der Trennung, und sie hätten Kulturdolmetscher gebraucht, Vermittler oder einfach nur viel, viel Zeit, einander unaufgeregt die jeweilige Geschichte mit den jeweiligen Begriffen zu erzählen. Denn die gemeinsame deutsche Sprache hatte sich auch verändert, zum Teil die Worte, aber vor allem die Art des Argumentierens, die Hierarchien in der Mitteilung, die Fähigkeiten, Zwischentöne zu hören. Die gemeinsame deutsche Sprache, die gemeinsame Geschichte trennte die Deutschen in Ost und West.

In jener Nacht fielen mir als Historikertochter sehr bald auch die anderen neunten November ein und ich wusste, dass Deutschland ein Problem haben würde mit diesem historischen Ereignis. In logischer Folge reihen sich die Termine aneinander, 1918, 23, 38  und 89 - und da den Deutschen das Jubeln doch meist misslingt, hätte ich es angemessen gefunden, den 9.11. zum deutschen Gedenktag zu machen.

______________________________
Foto von September 1989,
an der Dresdener Straße (?)

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Mitfühlen

Es gibt Tage, an denen bin ich abends so geschafft, als hätte ich als Arbeiter im Straßenbau sagen wir mal den Bürgersteig vor unserem Haus aufgerissen, ein metertiefes Loch gebuddelt, neue Rohre verlegt, alles wieder zugeschüttet und neu gepflastert. Es gibt Tage, an denen schlafe ich fast im Stehen ein, so müde bin ich. Dabei arbeite ich nur als Dolmetscherin für die französische Sprache in Berlin.

Und als Dolmetscherin 'vertone' ich meine Kunden immer in der ersten Person Singular. Ich sage also "ich", wenn der andere "je" sagt.

Nun war ich wieder mit Sozialstadträten aus der französischen Vorstadt unterwegs. Wir sprachen mit Lehrern aus Problemschulen, die ihre Worte mit Bedacht wählten - und viel Erschöpfung zum Ausdruck brachten. Wir sprachen mit Leuten von Notunterkünften, von einer Suppenküche und mit Sozialarbeitern. Immer klang es wie Kästner im Original, wie Notrufe und "Es geht um die Kinder!" war allenthalben auch das Echo. (Zitat aus Die Konferenz der Tiere, in einer ökologisch abgewandelten Fassung, derzeit im Kino).

Die bleischwere Last, die auf manchem unserer Gesprächspartner lag, übertrug sich immer mehr auf mich. Ich sage beim Dolmetschen "ich", wenn mein Gegenüber "je" sagt, ich schlüpfe hinein in den anderen, mache mir seine Sorgen und Nöte zu eigen.

Dann besichtigten wir noch einige Einrichtungen Neuköllns, und wir gingen zu Fuß von einem Ort zum anderen. Einmal standen wir an einer Ampel hinter einer alten Dame. Mein Kopf sortierte, nein, von Alten war heute nicht die Rede gewesen. Die kleine Dame - sie ging mir vielleicht bis zur Brust - war pieksauber gekleidet mit von Hand reparierter Hutkrempe. Sie schaute irritiert drein, als sie sah, dass sie von beschlipsten und seidenbetuchten Anzug- und Kostümträgern umringt war.

Ich ging mit einigem Abstand hinter ihr her. Ich fühlte plötzlich, als wäre ich sie, wie mühsam sie sich mit Gehstock über die Chaussee bewegte und dem schadhaften Stellen im Asphaltbelag auswich. Auf der Mittelinsel machte sie Halt. Mein Blick fiel auf ihre Beine.

Ja, eine akkurate Dame, und ihr Stolz ist größer als ihr Vermögen. Für sie kommt es nicht infrage, mit löchrigen Strümpfen aus dem Haus zu gehen. Mir blieb gerade Zeit für ein rasches Foto. Dann ging die alte Dame aus Neukölln mühsam, aber ruhig weiter.

(Einigen meiner Begleiter waren die Details von Madame entgangen, sie fragten mich nachher, was ich denn da auf der Straße Interessantes fotografiert habe.)

______________________________
Foto: Caroline Elias

Mittwoch, 22. September 2010

Fahrraddiebe

Nord-Neukölln gilt als aufstrebendes Viertel. Das haben auch die Fahrraddiebe gemerkt. Wenn Gentrifizerung bedeutet, dass hier nur die eher schlichten Kiezfahrräder geklaut werden und die schicken nicht, dann kann sie mir gestohlen bleiben!

Vermelde den Diebstahl des 6. Fahrraddes innerhalb von sechs Jahren, alles keine Schönheiten, teilweise aufgrund ihrer unscheinbaren Anmutung oder gar Hässlichkeit hin ausgesucht, um Diebe abzuschrecken, aber alle technisch top. Diese Rechnung ging indes nicht auf. Wer klaut derlei - und warum?

Steckt eventuell einer der Radschrauber dahinter, einer der Reparateure, die in der Nachbarschaft alles, was auf zwei Rädern rollt, richtet? Waren ihm Kunden ausgeblieben, weil so viele Neuradfahrer hergezogen sind? Oder aber der schnieke Radladen zwei Kieze weiter, der Gebrauchträder in Zahlung nimmt? Ich glaube nicht, dass sie direkt die Drahtesel abgreifen, aber da es einen Preisnachlass bei Abgabe des Altrades gibt, ist das vielleicht Anreiz für manchen, sich für ein neues, schickes Rad ... und deren Anzahl explodiert im Kiez zusehends.

Hab ich eine Wut ...

Montag, 13. September 2010

Nasser Sommer


Zehn Minuten liegen zwischen diesen beiden Aufnahmen. Auch wenn es sich schon herbstlich anfühlt, DAS ist der Sommerbeweis. (Bilder zum Vergrößern anklicken.)

Samstag, 14. August 2010

Lesevorrat

Letztens durfte ich einer französischen Freundin den Unterschied zwischen Buchvorrat und Sortiment erklären. Wenn eine Buchhandlung ein gutes Sortiment hat, gibt's exzellente Auswahl und sie ist gut sortiert (selbst dann, wenn der Laden oberflächlich betrachtet zwischendurch auch mal etwas unordentlich anmuten mag).

Vorrat bezieht sich auf Speisen und Getränke, "wohnt" in der Speisekammer oder im Vorratsschrank; man kann aber auch Heizöl und derlei bevorraten.

Und der Buch- oder Lesevorrat ist der Bücherstapel, der mit in die Ferien darf. Regnet es viel, ist der Lesevorrat schnell erschöpft. Wer Glück hat, trifft dann einen anderen Leser ... oder auf einen Buchladen, der hoffentlich gut sortiert ist.

Was ich in meinem Buchladen um die Ecke nicht entdecke, wird mir von Freunden zugetragen oder ich lese oder höre medial davon. Danach bestelle ich, was mich interessiert, per Mail bei eben dieser Lieblingsbuchhandlung in der Ohlauer Straße, kurz hinter der gleichnamigen Brücke, dort, wo schon Kreuzberg losgeht. Die Buchhandlung trägt den hübschen Namen Leseglück und ist sehr schön. Es ist ein Zwei-Frau-Betrieb; Susan und Eleni veranstalten oft Lesungen, manchmal sogar im Waschsalon nebenan. 

Und genauso halte ich es mit französischsprachigen Büchern.

Was derzeit in Deutschland nicht lieferbar ist, finde ich im Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher, einem Zusammenschluss vieler Antiquare.

Small is beautiful, das gilt nicht für für leichtes Reisegepäck. Und wer in Berlin einige französische Bücher loswerden möchte, kann sie in die fliegende Bibliothek des franko-amerikanischen Cafés Heroes im 'neuen Szenekiez' Nord-Neukölln einstellen - und auch mit Vorhandenem tauschen. Aber leider erst wieder ab Anfang September.

______________________________
Foto: Heroes

Montag, 2. August 2010

Berlin am Meer

Warum müssen eigentlich auf dem Balkon immer Blumen wachsen? Ich kehre für ein paar Tage von auswärtigem Dolmetschen, von Schreibklausur und Kurzurlaub zurück. Wir sind dieses Jahr besonders mobil. Unser Balkon ist verdorrt und wüst - kein Wunder, ich hatte im Vorfeld die schönsten Pflanzen verschenkt, andere für regelmäßiges Auftragsgießen praktisch zusammengestellt.

Bevor ich jetzt richtig in den Urlaub fahre - wir tauschen unsere Wohnung mit einer französischen Familie - habe ich schnell auf dem Balkon Erste Hilfe in Sachen Design geleistet ihm, ausgehend von einer vom Meer zurückgebrachten Schiffslaterne, ein maritimes Flair verpasst. Warum müssen eigentlich immer Blumen auf dem Balkon wachsen? Zumal unser Balkon ja Blick auf den Kanal hat, 
unser erstes Wassergrundstück.

Dieser "Balkonpflanztipp" passt nicht nur zu vielreisenden Dolmetschern, sondern auch für andere Berufstätige, die mit Unterbrechungen zu Hause sind, wo die lieben Mitmenschen nicht immer so zuverlässig ihren Gießaufträgen nachkommen (oder es zu gut meinen und 
übergießen).

Denn wer hart arbeitet, muss sich auch intensiv erholen können - und sei es auf Balkonien.


Ich kaufe morgen noch ein paar duftende Kräuter ... und dann doch noch ein paar Lobelien, vulgo: Männertreu. Die sind so schön blau ... Berlin am Meer - mit einer kleinen Prise Paris. Wo? Bild anklicken und hingucken!
 

Mittwoch, 28. Juli 2010

Nächster Designmarkt: 2.8.2010

Am kommenden Sonntag ist wieder Designmarkt am Maybachufer - siehe Beitrag vom 4. Juli 2010.

Sonntag, 18. Juli 2010

Dreharbeiten am Maybachufer

Für den rbb-Beitrag hat ein sehr sympathisches Team bereits Anfang Juli am Ufer gedreht. Hier ein kurzer Moment des Innehaltens an einem der Ufer-Balkone ...

Samstag, 17. Juli 2010

Programmhinweis

Das Heimatjournal des rbb berichtet über Nord-Neukölln! Erstsendung ist heute, Samstag, um 19.00 Uhr, die Wiederholung wird am kommenden Montag, dem 19.7. um 9.45 Uhr ausgestrahlt. 

Der Titel der Sendung ist ein wenig reißerisch - Neukölln-Nord: Vom Problemkiez zum In-Bezirk.






Die Stadtschreiberin von Neukölln führt in einem der Beiträge durch ihren Kiez. Die Bilder stammen aus dem Beitrag und wurden im Café "heroes", Friedelstraße. 49, gedreht.

Sonntag, 4. Juli 2010

Designmarkt am Ufer

Auf über 250 Meter Länge erstreckt sich der Designmarkt SideSeeing, der in den warmen Monaten jeden ersten Sonntag am Neuköllner Maybachufer stattfindet. 

Die Veranstalter schreiben: "Das Fashion-Netzwerk Neukölln präsentiert Mode, Design, Musik, Kunst und Kultur an Berlins wohl schönster Flaniermeile. SideSeeeing zeigt unter offenem Himmel handgemachte Sehenswürdigkeiten, ausgefallene Kreationen und ungewöhnliche Geschenkideen. Für Highlights sorgt ein buntes Rahmenprogramm aus Live-Musik, Open Performance-Stage, Kunstaktionen und anderen Überraschungen."

Über 60 Kreative sollen es diesmal sein. Es dominiert sicher Mode - allerdings in der Größe 36. Die Stadtschreiberin, die eine gesunde 40 trägt, wünscht sich für die Augustausgabe des Marktes, unter verschiedenen Größen auswählen zu dürfen.

Mehr Fotos hier.

Freitag, 25. Juni 2010

Kiezdolmetscherin

Etwa einmal im Jahr habe ich das große Vergnügen und darf französische Urbanisten, Sozialarbeiter, Jugendrichter, Erzieher oder bürgerschaftlich Engagierte und Eltern aus französischen Vorstädten begleiten, wenn diese in einen meiner Kieze kommen, um vor Ort auf ihre Kollegen zu treffen. Da habe ich als Dolmetscherin mein Heimspiel, brauche nur vor die Tür zu treten und lese im Vorfeld deutlich weniger Hintergrundmaterial, als bei fremden Themen.
Ich wohne in der ersten Straße Neuköllns, dem Maybachufer am Landwehrkanal, auf der Karte ganz unten bzw. direkt über diesen Zeilen. Diese Lage ist gleichbedeutend mit einem Logenplatz mit Blick auf Kreuzberg. Ich führe sonst hier in Wassernähe ein eher nachbarschaftsorientiertes, dörfliches Leben mit drei, vier größeren Ausflügen in der Woche.

Nachdem vor kurzem Journalistikstudenten aus Bordeaux im Kiez waren, ist es jetzt die zweite Delegation binnen dreier Monate, die hier Quartier bezieht; jetzt finden außerdem sämtliche Termine im Umfeld statt. Ich freue mich schon auf die neuen Erkenntnisse über mein Viertel, die ich sicher gewinnen werde.

Parallel dazu bereitet der regionale öffentlich-rechtliche Fernsehsender rbb das nächste "Heimatjournal" über den Norden Neuköllns vor (der süd-südöstlich von der Unterkante des Stadtplanausschnitts anfängt). Bislang liefere ich nur Hintergrundinformationen zu, dann war die Rede davon, dass ich vielleicht selbst darin meine Eindrücke zum Kiez zum Besten geben sollte. Mal sehen, ob sich diese beiden Momente verbinden lassen - als Kiezdolmetscherin im doppelten Wortsinn.

Dienstag, 15. Juni 2010

Die unsichtbare Spaziergängerin

Mit Restlicht um 22.00 Uhr fotografiert.

Freitag, 11. Juni 2010

Neukölln als Urlaubsziel

Kaum sind Blätter und Sonne da, wirkt unser Kiez wie eine Urlaubsgegend, oder fast.

Samstag, 22. Mai 2010

Typisch Berlin?

Vor zwei Wochen kam ich mit Journalistikstudenten aus Bordeaux zusammen, die in Berlin für Kulturreportagen recherchierten. Ihre sehr sehenswerten Ergebnisse stehen in Bild, Ton und Wort auf dieser französischen Webseite zum Abruf bereit (leider nur in französischer Sprache): BerlinKulturLab.

Natürlich gebe ich in solchen Momenten nicht nur Wissen weiter, sondern frage auch gegen. Am meisten überrascht habe sie, so erklärten etliche, dass in Berlin so viele Leute mit einer Bierflasche in der Hand auf der Straße rumliefen. Die vielen verschleierten Frauen, meinten drei andere. Nein, dass es hier noch echte Punks gebe, war für eine weitere Untergruppe wichtig.

Dass es gelingen würde, all' das auf nur ein Foto zu bannen, war nicht vorstellbar. Also hier ein typisches Berlin-Foto - zumindest aus studentischer französischer Sicht. Im Hintergrund die Moschee an der Wiener Straße, heute, am Tag ihrer Eröffnung. Danke, J., fürs Foto!

Mittwoch, 19. Mai 2010

Dauerregen

Und in den Ballkonkästen ist von Peters und meiner Aprilaussaat auch fast nichts aufgegangen - außer Unkraut, war einfach zu nass und zu kalt. (Danke fürs Foto!)

Mittwoch, 12. Mai 2010

Filmemacherinnen fehlen

"You Cannes Not Be Serious" - Online-Petition gegen ein Festival ohne Regisseurinnen

Das Projekt 'kinovi[sie]on des Innsbrucker Otto Preminger-Instituts weist darauf hin, dass im Wettbewerb des Internationalen Filmfestivals von Cannes keine einzige Regisseurin vertreten ist.

Auch im restlichen Programm des weltberühmten Filmfestivals sieht es nur auf den ersten Blick besser aus:

→ Unter den Sondervorführungen ("Special Screenings") sind vier von zehn Filmen in der Regie von Frauen enstanden.
→ In der Sektion "Un certain regard": 19 Filme im Programm, einer davon von einer Frau.
→ In der Sektion "Semaine de la critique" (Spielfilm): Ein Film von einer Regisseurin, ebenfalls von einem 19 Filme umfassenden Programm.
→ "Out of Competition" laufen neun Filme, einer stammt von einer Regisseurin ...

Seit Jahren beobachten die Fachleute in den Film- und Medienhochschulen, dass die Zahl des weiblichen Nachwuchses kontinuierlich zunimmt, in manchen Filmklassen überwiegt die Anzahl der Teilnehmerinnen die der männlichen Teilnehmer.

Statistisch ist es undenkbar, dass die vielen von Frauen eingereichten Filmen schlecht sein sollen.

Gegen die Unterrepräsentanz kann protestiert werden unter "You Cannes Not Be Serious".

Donnerstag, 6. Mai 2010

Fragebogen

Kam hier so an, einige Fragen, wie sie schon in den Salons zu Prousts Zeiten üblich waren ... Na gut ...

1. Wo ist Ihr Handy gerade? Am Fuß der Lampe des Flurtischchens, gegenüber vom Festnetztelefon. Sonst in einer der Taschen, an denen ich daher oft "lauschen" muss :-)

2. Ihr Haar? Winterfell dunkel, im Sommer Richtung dunkelblond, und mit den Jahren lockiger.

3. Ihre Mutter? ... war früher Lehrerin, und das merkt man (sibyllinisch lasse ich offen, ob bei mir, bei ihr oder bei beiden).

4. Ihr Vater? ... hat wunderbaren Humor.

5. Ihr Lieblingsgericht? Frankfurter Grüne Soße.

6. Ihr Traum in der letzten Nacht? Irgendwas mit Untertiteln.

7. Ihr Lieblingsgetränk? Nicht eins, viele: Wasser, grüner Tee, Lassi salzig, Molke, frische Fruchtsäfte, heiße Zitrone, Dickmilch und Kefir.

8. Ihr Traum/Ziel? Die alte Villa meiner Vorfahren retten und sinnvoll nutzen, Programmdirektorin werden, Filme schreiben und drehen.

9. In was für einem Zimmer sind Sie tätig? Eigentlich in jedem und auf dem Balkon, auch in der Küche, selbst im Bad (Nachdenken in der Wanne). Und uneigentlich? Ich arbeite dran.

10. Ihr Hobby? Sprachen, Kino, Inneneinrichtung, Fotografie, mit den Händen gestalten (leider oft zu wenig Zeit) ...

11. Was ist Ihre größte Angst? Meine Brille zu verlieren, bei - 10 Dioptrien eine Katastrophe. Aber ich weiche aus.

12. Wo wollen Sie in sechs Jahren sein? Hier, weiterhin in guter Gesellschaft. Und öfter am Meer.

13. Wo haben Sie letzte Nacht geschlafen? Wie immer zu Hause. Zu Hause ist da, wo mein Kopfkissen ist. Und das passt in die Reisetasche.

14. Etwas, das Sie nicht sind? Zickenkriegerin und Machiavellistin.

15. Muffins? Lieber Chilli-Brownies aus der Regenbogenfabrik.

16. Merkzettel? Au ja.

17. Wo sind Sie aufgewachsen? Zwischen Baudenkmalen, Gemälden und Büchern.

18. Was haben Sie als letztes gemacht? Der Tochter einer Freundin bei der Abivorbereitung geholfen.

19. Was tragen Sie gerade? Elegantes, das zugleich sportlich und pflegeleicht ist.

20. Ihr Fernseher? Mein bitte was?

21. Ihre Haustiere? Wollmäuse, die Lebensmittel- und die Kleidermotten mussten ausziehen, der eine oder andere Marienkäfer sitzt in der Palme.

22. Freunde? ... und Familie sind die Grundlage von allem.

23. Ihr Leben?
Nie langweilig, manchmal zu viel Stress ...

24. Ihre Stimmung?
Gerade sehr gut..

25. Vermissen Sie jemanden? Ja, jeden Tag - jede Sekunde.

26. Fahrzeug?
Weihnachten wurde mein alter "Maybach" geklaut, ein rostfahrbenes Diamantrad mit Tarnkappe, die letztendlich doch nicht half. Jetzt hab' ich ein hässliches solches ... und fremdele mit dem nicht so großen Fahrkomfort.

27. Etwas, das man Sie nicht tragen sieht? Stilettos.

28. Ihr Lieblingsshop? Bäckerei/Café in der Regenbogenfabrik, Buchladen "Leseglück", "Boutique Q-ture" mit Ehemännerwartebänkchen, weil es dort viel Schräges zu sehen und für mich auch ab und zu sehr, sehr Schönes zum Anziehen gibt.

29. Ihre Lieblingsfarbe? Orange.

30. Wann haben Sie das letzte Mal gelacht? Vor ein paar Minuten, am Telefon.

31 Das letzte Mal geweint? Vorhin, beim Zwiebelschneiden.

32. Ihr bester Freund? Ist die Mutter meines Patensohns.

33. Ein Ort, an den Sie immer wieder gehen? Ins Kino.

34. Facebook? Nicht mehr lange. What's next?

35. Lieblingsplatz fürs Essen? In der Küche, auf der alten Truhenbank, die mal ein Bett war, mit Blick auf POESIE.

36. Ihre Lieblingswort(e)? Augenblick, Freudetaumel, Mauersegler, Zeitlupe, Hingabe, Lichtspielhaus, Patensohn.

37. Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Jene, die ich selbst habe (zu einfach).

38. Ihre Lieblingstugend(en)? Empathie und Interesse für andere(s).

39. Ihr größter Fehler? Große Gesprächigkeit. Ich hab' meinen Beruf daraus gemacht.

40. Ihr Motto? Mieux vaut une tête bien faite qu'une tête bien pleine. Michel de Montaigne.

Samstag, 1. Mai 2010

Was Du ererbst von Deinen Vätern ...

... erwirb es, um es zu besitzen.
Johann Wolfgang von Goethe

In dieser Geschichte geht es um Neukölln, um Erbe und Erben, Panik, das Web2.0, die Behäbigkeit von Behörden und ein zumindest teilweise glückliches Ende. Am Anfang stehen zwei Nachfahren: C. Deniz K., ein junger Handwerker, und Caroline, eine Dolmetscherin und Autorin. Beide erben - er den Handwerksbetrieb seines Vaters, sie die geschnitzten Stühle ihrer Vorfahren. Weiter geht es aus Carolines Sicht.



Vor zwei Wochen schickte ich über Twitter eine Meldung ins digitale Labyrinth: Suche meine vier geschnitzten Ritterstühle der Tafelrunde. Beim Polsterer sind sie leider "verschwunden". Freundinnen und Freunde schickten diese Message weiter, auch über Facebook sandte ich eine Suchanzeige in die Weiten des Netzes.

Dem war vorausgegangen, dass ich meine alten, geerbten Stühle Schritt für Schritt restaurieren lassen wollte. Sie wackelten, also wanderten sie erstmal zum Schreiner. Sie hatten kaum noch oder schadhafte Polster, also ging's danach in eine Polsterei. Das war Anfang März. Bis Mitte März haben wir gebraucht, um passendes Leder zu finden, das zu einer ultramodernen Liege in meinem Zimmer passt. Dann breitete sich langsam vorösterliche Ruhe über der Stadt aus. Der Handwerker, ein sehr junger Mann, den ich wochenlang durch die Fensterscheibe seiner Werkstatt beim wunderbar kunstvollen Restaurieren alter Sessel beobachtet hatte, schien mir bestens für die Aufgabe geeignet. Ich hatte das Gefühl, dass er sich über den Auftrag zu freute, meinte indes, er hätte viel zu tun dieser Tage. Wir verabredeten uns also für 14 Tage nach Ostern ...
Als ich Mitte April wie vereinbart nach den Stühlen sehen wollte, traf mich der Schlag, als ich mich dem Geschäft näherte: Packpapier klebte von innen an den Scheiben, drinnen rissen Bauarbeiter gerade Wände ein. Die Nachmieter hatten keine Idee, wie ich "meinen" Handwerker würde erreichen können. Also ging ich zur Polizei, die mich aber nicht einmal richtig anhörte, ein Diebstahl sei das wohl nicht, sondern ein Vermögensschaden, ich müsse zu Gericht.

Für mich Nichtjuristin war das ein Schock, der über Wochen neue Nahrung finden sollte: Bis auf eine Person waren in der ganzen Stuhlsucharie seitens der Verwaltung alle gleichgültig, abweisend oder banalisierten meine Erfahrung /(Das ist doch nichts, wenn Sie wüssten, was wir hier sonst für Fälle haben!)
Für Gerichtliches brauch' ich die Anschrift meines Handwerkers, also flitze ich zum Einwohnermeldeamt. Dort die Ernüchterung: Ohne sein Geburtsdatum oder eine frühere Privatanschrift gibt es keine keine Auskunft. Datenschutz! Aber wer fragt schon den gutaussehenden Handwerker bei Auftragserteilung nach seiner Privatadresse, zumal als Frau gegenüber einem Mann? Hier schützte wohl der Datenschutz den Täter vor dem Opfer, mutmaßte ich, worauf die Dame vom Amt nur kühl konterte, dass ich vielleicht etwas überhört hätte und alles doch sicher nur ein Missverständnis sei.

Also schnell zum Ordnungsamt, dort zum Gewerbeamt, Fall schriftlich niederlegen, Antrag auf Einblick ins Gewerberegister stellen (in der Hoffnung auf mehr Daten), dann zurück zum Meldeamt. Bilanz: Viel Wartezeit habe ich auf Ämtern verbracht, bei denen es oft nur noch wenig Informationsschalter gibt, weshalb ich mir mancherorts in Stichworten die ganze Bandbreite der in derlei Bürostuben verhandelten Probleme mitanhören musste. Über zehn Stunden saß ich inmitten von Umzüglern, Leuten, denen die Papiere abhanden gekommen waren oder die ihre Gewerbepapiere verlängern mussten ...
Nun ist es ja nicht gerade so, dass ich keinen Beruf hätte und der nichtvorhandene Beruf auch ganz und gar nicht anstrengend wäre - und von irgendwas musste ich die permanent gebührenpflichtigen Auskünfte schließlich auch bezahlen! Kurz: das Maß meiner Genervtheit stieg mit jedem Tag. Parallel dazu habe ich mit Finanzamt und Handwerkskammer telefoniert und mich selbst auf die Suche gemacht. Nach einer halben Woche hatte ich die Privatanschrift meines Handwerkers, die Anzahl der Informationen, die übers social network reinkamen, überschritt bereits das erste Dutzend.

Also: Der junge Mann hatte die Firma des Vaters vor zwei Jahren übernommen und tragischerweise rasch auf die Hilfe des Vaters verzichten müssen. Nun hat sich seither die wirtschaftliche Situation des Landes gravierend verändert - und trotz der von der Krise beförderten Neigung zu Cocooning, die ich in meinem Umfeld und an mir selbst beobachte, verkaufen sich schwere Stoffvorhänge mit Posamenten, Strukturtapeten und Teppichböden - das schien neben dem Polstern der einträglichere Teil des Unternehmens gewesen sein - an die nach Nord-Neukölln nachziehende Künstler- und Lebenskünstlerfauna nur schleppend. Unsereiner wohnt mit abgeschliffenen Dielen, schlichten Leinenschals fürs Fenster, gern vom skandinavischen Einrichter und Raufaser, pigmentgefärbtem Putz oder der biologisch aktiven Lehmwand.

Und so trudelten die Infos ein: Die Geschäftsaufgabe kam nicht überraschend, dennoch dauerte der Auszug eine Weile. Die Nachmieter haben anfangs noch alte, im Ladenraum verbliebene Polstermöbel an Nachbarn weiterverkauft, oft für'n Appel und'n Ei. Der junge Mann hätte alles Wertvolle eingelagert, wohl zum Weiterverkauf, mutmaßte einer, ein anderer wusste, dass er sich außerhalb des Landes aufhalte.

Meine Panik wuchs stündlich.

Nach den Behördengängen klapperte ich Läden und Trödler in der Nachbarschaft ab, auch Polstererbetriebe, verteilte Fotos der Stühle, verschickte Mails an den jungen Handwerker und an andere Läden, ging auf Flohmärkte und zu den Läden, der derlei im Zwischenhandel 'dealen'.

Dann schrieb ich mit Hilfe meines Lieblingsanwalts einen Antrag auf Einstweilige Verfügung, verlief mich bei Gericht, landete endlich bei der richtigen Stelle, wartete wieder stundenlang an Infostellen und in Gängen, beauftragte schließlich einen Gerichtsvollzieher.Inzwischen hatte meine Mutter Kinderfotos von meinen drei Geschwistern und mir herausgesucht, auf denen die Stühle zu sehen sind. Nun kam die private Ebene meiner Suche. Ich wusste inzwischen, wie ich seine Mutter erreiche, und so bekam sie Fotos mit sehr emotionalen Worten auf der Rückseite: Das Baby auf dem Bild bin ich. Und unsere vier Stühle sind leider ...
Irgendwann klingelte das Telefon, ER war dran, und bat rasch um Entschuldigung. Die Stühle seien eingelagert, wann wir die Übergabe machen könnten. Ich habe weiter nicht nachgefragt, nur gesagt, dass mein Vertrauen zerstört sei.

Gestern war es dann soweit. In einem self storage an der Karl-Marx-Straße fand ich meine Stühle, das Leder und selbst den alten, herausgebrochenen Sitz in der alten fnac-Plastiktüte wieder.
Eine Stunde später suchte ich mit dem neuen Polsterer Ziernägel aus - und, oh Wunder, das Traditionsunternehmen Houlès aus Paris führt immer noch das gleiche Modell der ersten Reparatur, die, wie wir in der Familie ungefähr noch wissen, etwa in den 1920-er Jahren stattgefunden haben muss. Jetzt können wir das möglicherweise besser datieren, vermutlich eher nach 1928, dem Gründungsjahr des Unternehmens für Posamenten, Ziernägel, Kammzwecken und derlei ... Montag rufe ich in Paris an, ob sie ihre Nägel auch noch silberfarben liefern können oder nur in Messing.Wenn die Stühle vom neuen Polsterer zurück sind, gibt's 'ne Stuhlparty! Und ich wünsche trotz allen Ärgers dem Neuköllner Polsterer C.D.K. alles Gute, dass er die Krise als Mensch gut überstehen und an ihr wachsen möge.

Mittwoch, 14. April 2010

DRINGEND GESUCHT: Mein Polsterer C.K.

Da die Sache glimpflich ausging, hab ich den Namen des jungen Mannes abgekürzt und die anderen Suchanzeigen gelöscht.
_________

Heute veröffentliche ich eine Suchanzeige auf dem Blog der Stadtschreiberin von Neukölln. Hintergrund: Der Kiez gentrifiziert, die Krise hält an und es geschehen merkwürdige Dinge ...

Anfang/Mitte März gab ich vier alte, geschnitzte Stühle zum Restaurieren an einen Polsterer in der Nachbarschaft, außerdem fand ich im Großhandel nach langem Suchen dafür Leder, das zu meinem Sessel passt. Als ich nun wie vereinbart 'nach den Osterferien' die restaurierten Möbel abholen möchte, ist der Laden weg! Packpapier hängt von innen an den Fenstern, die Nachmieter wissen von nichts, außer, dass die Möbel wohl eingelagert sein sollen. Polsterer K. hat keinerlei Nachricht für seine Kunden hinterlassen.

Ich suche also DINGEND C.K., den Polsterer, der in Tempelhof wohnen soll, außerdem seine Handynummer und vor allem seine Wohnanschrift, die ich dringend brauche, um eine einstweilige Verfügung zustellen zu können - und wieder in den Besitz meiner Möbel kommen zu können! C.D.K. hat am 2.1.2008 das Geschäft von seinem Vater E.K. übernommen.

Wem es so wie mir geht, der möge mir mailen an: caroline@adazylla.de
... bzw. mich mobil anrufen unter 0172/4998902

Oder hat jemand zufällig eine Information über den Aufenthaltsort dieses Stuhls und seiner drei Kollegen?


Wer hat noch Ideen, wie ich weitersuchen könnte?

- Ich hab mit dem Finanzamt telefoniert, Ks. Steuernummer steht auf seiner Webseite, da raunte mir eine Dame in den Hörer, dass es wohl keine einfache Sache sei, sie mir aus Datenschutzgründen aber nichts sagen dürfe.
- Ich habe mit dem Vermieter telefoniert, der mir morgen seine Handynummer heraussuchen wird - der Mietvertrag, aus dem ferner die Privatanschrift des Mannes hervorgehen muss, befindet sich leider in der Privatwohnung der Verwalterin, die selbst im Krankenhaus liegt. Serielles Pech!
- Die Nachmieter wissen, dass seine Frau und/oder er in Tempelhof ansässig sein soll(en) und dass er wohl seit Januar über die Kündigung seines Ladens im Bilde war
- Außerdem poste ich Suchanzeigen über Twitter, Facebook, Qype etc.
- Morgen hänge eine Suchanzeige von innen in die Tür des Geschäfts, auf dass wir uns zu mehreren Geschädigten zusammentun können
- Die Handwerkskammer ist informiert, hat aber "vom Gesetzgeber keine Mittel in die Hand bekommen, um in einem solchen Fall etwas zu tun".
- Ich rufe die wenigen anderen Familien mit dem Nachnamen K. in Deutschland an
- Ich gehe morgen zum Bürgeramt/Einwohnermeldeamt in der Hoffnung, seine Meldeadresse zu erhalten
- Mein Anwalt wird dann hoffentlich eine einstweilige Verfügung erwirken ...

- Nachtrag vom 16.4.: Die Meldeadresse von Personen erfährt nur, wer das Geburtsdatum des Betreffenden oder eine frühere Adresse kennt. Wer fragt schon seinen Handwerker nach dem Geburtstag oder der privaten Anschrift, egal in welcher Geschlechtskonstellation?! Die Behörden schicken einen von Pontius nach Pilatus und die Polizei nimmt den Fall auch nicht auf: Es sei weder Raub noch Diebstahl, sondern ein zivilrechtliches Vermögensdelikt, na denn, Prost!

Dennoch: Dank im Voraus für Ihre/Eure Ideen, Hinweise, Tipps ...

Montag, 12. April 2010

Frühling bereits in Kreuzberg gesichtet!

In den letzten Tagen vernahmen wir zunächst unbestätigte Gerüchte, nach denen das Frühjahr bereits in Kreuzberg angekommen sein soll. Nach persönlicher Inaugenscheinnahme der örtlichen Situation gestern Abend können wir sagen: dem ist so! Es ist also nur noch eine Frage von Tagen, und auch wir in Neukölln dürfen erleben, was unseren Nachbarn bereits beschieden ist. Beweisbild anbei!

Sonntag, 11. April 2010

Frühling lässt ... noch auf sich warten


Anfang April haben wir schon den Balkon bestellt - hier wächst indes noch gar nichts (anders als im Gewächshaus auf der Küchenfensterbank).

In der Osterwoche stapften wir dann durch den Harz in Richtung Brocken. Kommentar von Milan, sechs Jahre: "Der Mann von den Büchern, der gesagt hat, dass Ostern kein Schnee mehr liegt, hat sich geirrt!"
Er meint den Geheimrat.

Donnerstag, 1. April 2010

Haben Sie frischen Dorsch?,

fragt eine nette weibliche Stimme am Telefon, "und Sprotten?"

"Nichts davon vorrätig!", kontere ich, noch ehe ich richtig begreife, was da vor sich geht. Ich kürze gerade die ellenlange Begründung eines Preises, in der ich den Aufwand für eine Übersetzerarbeit einschätze und die Gefahren verdeutliche, die mich ein Kunde eingehen lassen möchte, wenn er von mir eine Drehbuchübersetzung inklusive Änderungen im Umfang von 10 % des Ausgangstexts zum leider-leider-Festpreis wünscht und warum ich derlei seit Jahren nicht mehr mache. (Satz zu lang? Macht nichts, die Kundenanfrage war leider eher unsinnig.)

"Was haben Sie denn für Lachs - frischen oder gebeizten?", legt die Anruferin nach. "Hab keinen Fisch!", murmele ich in die Sprechmuschel (die keine mehr ist), stehe auf, verheddere mich in der algen-, äh, ellenlangen Telefonschnur (die längst abgeschafft wurde) und sage: "Verwählt!"

"Entschuldigung, das kann nicht sein", besteht die Anruferin auf der Investition ihrer zehn Telefoncents und liest laut die Koordinaten vom Messbesteck ab, pardon, die Telefonnummer vom Display, ja, zweifelsfrei, das ist meine Nummer, muss ich wohl zugeben, und antworte: "Messfehler, ähh, Schaltfehler, ist zwar meine Nummer, aber nicht der richtige Adressat!", bis ich merke, dass ich in die falsche Richtung gedacht habe, erst Nummer, dann Verbindung.

Eine kurze Navigation im Datenmeer später weiß ich mehr: da hat (außer mir) doch jemand meine Nummer veröffentlicht! Unter seinem Namen! Das hatten wir schon mal, damals hat Onkel Abou Dabou noch in Gemüse gemacht und für sein kleines Lieferfahrzeug wollte mir die Allianz-Versicherung unaufgefordert eine neue Police andrehen!

Ich schnappe nach Luft, ringe um Worte, produziere nur noch Luftblasen. Hilfe!, welch' Welle des Nichtverstehens schwappt mir aus dem Telefonhörer entgegen! Und wenn ich sie mir bildlich vorstelle, meine Anruferin, sie glotzt vermutlich gerade ebenso verständnislos und traurig drein wie der Dorsch, den sie eigentlich kaufen will! Lauch und Sellerie wären mir jetzt lieber! Oder werde ich hier in den April geschickt?

___________________________________________________
Mehr zum Aprilfisch hier.

Donnerstag, 18. März 2010

Eisschollen


Zu diesem sensationellen Foto - Danke Matl Findel! - passt ein an dieser Stelle schon einmal veröffentlichtes Gedicht vom 20.3.2006.


endlich frühling

im morgenlicht treiben die letzten schollen
des winters den landwehrkanal hinunter.
auf der größten sitzen zwei enten und
segeln flussabwärts im dunklen kleid.
auf der zweitgrößten sitzt ‘ne möve
und putzt sich ihr gefieder blank.
das weiß ihres kleides schmerzt
meinen müden augen sehr.
die dritte scholle indes ist
nur noch ein splitter.
darüber die weide
trägt plötzlich
zartgelben
flaum.

Fit ins Frühjahr

Was hat da am Ende nicht alles auf dem Eis rumgelegen - nun wird es rausgefischt!
Schön, der Kanal wird wieder in Form gebracht. Nicht nur der.

Freitag, 5. März 2010

Helden!

Sag ich's nicht schon lange, der Bezirk wird im Norden immer französischer! Davon künden nicht nur die französischen Tageszeitungen der U-Bahn-Kiosks, wo die BLÖD und anderer Tabloid-Verdummungssch... nicht mehr im Mega-Stapel aufliegen, sondern geschrumpft durch anderlei Auswahl fast neutralisiert werden.

Und jetzt auch das noch! Ein Café, in dem man gebrauchte französische Bücher kaufen kann, für je nach Erhaltungszustand zwischen 2 und 5 Euro. Die Erklärung auf der Seite des neuen Cafés ist so einleuchtend wie überzeugend (im Hinblick auf meine These): "Weil das Lesen sehr schnell sehr teuer werden kann, wenn man im Ausland lebt." Und jeden Donnerstag gibt es ein französisches Gericht zum Kantinenpreis von 4 Euro.

Und wer in Berlin nicht nur Café crème, weiches Ei zum Ausditschen (oeuf à la coque avec ses mouillettes)
Armer Ritter french version (pain perdu) anbietet, sondern auch Carambar verkauft, dieser Kindertraum-in-Karamel-mit-Plomben-Garantie, der muss schon verrückt sein. Alle geborenen und gelernten Franzosen bekommen beim Ansicht dieser süßen Schrecklichkeit glasige Augen. Oder fast. Jetzt gibt's einen Ort dafür ...

Mehr folgt hier in Kürze nach einem Besuch vor Ort. Vorab schon mal Name und Anschrift des Etablissements: HEROES, geöffnet von 10.00 bis 20.00 Uhr, Friedelstraße 49, (U) Hermannplatz

Donnerstag, 4. März 2010

Täglich heller

Was'ne Binse, täglich heller! Aber bevor um 11 Uhr die Wolke(n) kommen, was ein Berliner Gesetz zu sein schneint, schnell 7.30 Uhr das Ufer fotografieren mit Sonne und allerletztem Schneerand und Zeugs im Gebüsch für eine Stadtreinigung, die dieser Tage kaum nachkommt.

Sonntag, 28. Februar 2010

fast eisfrei

Donnerstag, 25. Februar 2010

Beginn der Schmelze

Mittwoch, 24. Februar 2010

Das Bild zur Jahrezeit

Gesehen in der Reuterstraße (aber derzeit noch mehr Wunsch als Wirklichkeit)

Samstag, 20. Februar 2010

Winter ade!

Jetzt geht's los mit der Schneeschmelze. Aber es wird erstmal hässlich: Der ganze Dreck der letzten Wochen liegt auf der Straße seit Silvester. Und nass wird's ...