"Art comes and real estate follows" - so wird Kate Price zitiert, eine englische Künstlerin, die im Schillerkiez malt. Ich denke, an der Grenze zu Kreuzberg sind wir längst mittendrin.
Das Zitat und mehr ist zu finden in einem gestern über NK erschienenen Artikel der Süddeutschen Zeitung.
Vielleicht bleibt der Link ja ein Weilchen gültig ...
Freitag, 4. Januar 2008
Donnerstag, 3. Januar 2008
Was Du ererbst von Deinen Vätern ...
... erwirb es, um es zu besitzen." Geheimrat G.
Auch nach Neukölln kommen die Immobilienkäufer, die freitags aus England und skandinavischen Ländern in Berlin "einfallen", um Schnäppchen zu erwerben. Auf meinem Weg zum Lebensmittelladen, drei Straßen weiter, ist ein leerstehendes Haus jetzt in die Walze der Totmodernisierung geraten: Plastikfenster, Stukkaturen vom Großmarkt, wo der Krieg gewütet hatte, der historische Rest wird aus Gründen der Einheitlichkeit vorher entsorgt; Gegensprechanlage, dafür landet der "stumme Portier" auf dem Müll, das Treppenhaus neu, das alte Geländer war bruchstückhaft und wird ebenso durch Metallelemente ersetzt wie die verrotteten Balkons, dazu kommt ein Fahrstuhl, die Wohnungen werden zu Appartments verkleinert. Das soll jetzt kein Plaidoyer für die sklavisch genaue Restaurierung aller alten Bauteile sein, aber für bewussteren Umgang mit historischer Substanz.
Telefonat mit Freundin Uli aus Kindertagen. Sie lebt heute mit Familie in Berkhamsted bei London im Endgebäude eines denkmalgeschützten semi detached house; für die Verkleidung des neues Anbaus eines Erkers haben sie historische Holzschindeln gekauft, das alte große Facetten-Metallfenster hat ein Fachbetrieb überarbeitet, es wurde an der neuen Außenwand wieder eingebaut. Außerdem bekamen sie nicht mehr als den Erdgeschoss-Anbau genehmigt, wo sie doch mit drei Kindern sehr viel fürs Überleben der englischen Nation getan hatte und die Söhne sich mit viel Zoff ein Zimmerchen teilen müssen.
Dazu ihre Urlaubsberichte aus ihrem Heimatdorf Sersheim am Rande des schwäbischen Stombergs. Es klingt, als wäre der Ort Teilnehmer am heimlichen Wettbewerb "Unser Dorf soll hässlicher werden": Die alte Zehntscheuer ist abgerissen, an der Stelle entstand ein Gemeindezentrum. Jetzt soll auch die alte Strich-Villa dem Erdboden gleichgemacht werden, Bauland ist teuer da unten - der Maler Walter Strich-Chapell, geboren 1877 und auf seine alten Tage sogar Ehrenbürger von Sersheim, hat sogar einen Wikipedia-Eintrag, und wenn er auch als Maler vielleicht nur von regionaler Berühmtheit war, so stand doch das großbürgerliche Anwesen mit seinem Jugendstilmobiliar für Wohnkultur einer verschwundenen Epoche.
Aus Ulis englischer Perspektive und meiner langjährigen französischen sind das alles Spätfolgen des tausendjährigen braunen Reichs und dem verloren gegangenen Bewusstsein für Historisches, das nicht mehr gepflegt wird. Sauber soll es sein, pflegeleicht und "schee".
Dass "Er(wer)ben" auch Pflege von Traditionen bedeutet, sorgsamen Umgang mit Altem, Fortschreiben und behutsame Modernisierung, wenn weder Raum noch Umgebung dafür da sind, etwas zeitgemäß Klares, Stilvolles neben die alten Formen zu setzen - das ist in Deutschland leider vielfach nicht angekommen.
Noch nicht.
Auch nach Neukölln kommen die Immobilienkäufer, die freitags aus England und skandinavischen Ländern in Berlin "einfallen", um Schnäppchen zu erwerben. Auf meinem Weg zum Lebensmittelladen, drei Straßen weiter, ist ein leerstehendes Haus jetzt in die Walze der Totmodernisierung geraten: Plastikfenster, Stukkaturen vom Großmarkt, wo der Krieg gewütet hatte, der historische Rest wird aus Gründen der Einheitlichkeit vorher entsorgt; Gegensprechanlage, dafür landet der "stumme Portier" auf dem Müll, das Treppenhaus neu, das alte Geländer war bruchstückhaft und wird ebenso durch Metallelemente ersetzt wie die verrotteten Balkons, dazu kommt ein Fahrstuhl, die Wohnungen werden zu Appartments verkleinert. Das soll jetzt kein Plaidoyer für die sklavisch genaue Restaurierung aller alten Bauteile sein, aber für bewussteren Umgang mit historischer Substanz.
Telefonat mit Freundin Uli aus Kindertagen. Sie lebt heute mit Familie in Berkhamsted bei London im Endgebäude eines denkmalgeschützten semi detached house; für die Verkleidung des neues Anbaus eines Erkers haben sie historische Holzschindeln gekauft, das alte große Facetten-Metallfenster hat ein Fachbetrieb überarbeitet, es wurde an der neuen Außenwand wieder eingebaut. Außerdem bekamen sie nicht mehr als den Erdgeschoss-Anbau genehmigt, wo sie doch mit drei Kindern sehr viel fürs Überleben der englischen Nation getan hatte und die Söhne sich mit viel Zoff ein Zimmerchen teilen müssen.
Dazu ihre Urlaubsberichte aus ihrem Heimatdorf Sersheim am Rande des schwäbischen Stombergs. Es klingt, als wäre der Ort Teilnehmer am heimlichen Wettbewerb "Unser Dorf soll hässlicher werden": Die alte Zehntscheuer ist abgerissen, an der Stelle entstand ein Gemeindezentrum. Jetzt soll auch die alte Strich-Villa dem Erdboden gleichgemacht werden, Bauland ist teuer da unten - der Maler Walter Strich-Chapell, geboren 1877 und auf seine alten Tage sogar Ehrenbürger von Sersheim, hat sogar einen Wikipedia-Eintrag, und wenn er auch als Maler vielleicht nur von regionaler Berühmtheit war, so stand doch das großbürgerliche Anwesen mit seinem Jugendstilmobiliar für Wohnkultur einer verschwundenen Epoche.
Aus Ulis englischer Perspektive und meiner langjährigen französischen sind das alles Spätfolgen des tausendjährigen braunen Reichs und dem verloren gegangenen Bewusstsein für Historisches, das nicht mehr gepflegt wird. Sauber soll es sein, pflegeleicht und "schee".
Dass "Er(wer)ben" auch Pflege von Traditionen bedeutet, sorgsamen Umgang mit Altem, Fortschreiben und behutsame Modernisierung, wenn weder Raum noch Umgebung dafür da sind, etwas zeitgemäß Klares, Stilvolles neben die alten Formen zu setzen - das ist in Deutschland leider vielfach nicht angekommen.
Noch nicht.
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